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Mutter sucht Job: «Sie wissen, dass Sie das nicht fragen dürfen?»

Als Mutter auf Jobsuche zu gehen, bedeutet bereits enormen Organisationsaufwand. Einmal im Bewerbungsgespräch, kommen Fragen, die gar nicht gestellt werden dürften. Ein Erfahrungsbericht.

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Mama auf Jobsuche - mal ehrlich

Dabei wollte ich nicht mal gross Karriere machen, als ich mich für ein Kind entschied. Nur weiterhin arbeiten, denn für mich kommt das Kind zuerst. Doch stellt sich heraus: Gerade als gut ausgebildete Frau ist das heute noch immer eine Herausforderung.

Nur zu Hause sitzen mit Kind, das wäre nichts für mich – das wusste ich schon vor der Schwangerschaft. Zum Glück willigte mein Arbeitgeber in der zweiten Schwangerschaftshälfte ein, dass ich meine Stelle als Leiterin Kommunikation und Marketing mit 50 % behalten durfte.

Das ist übrigens so eine magische Grenze. Mit 40 % arbeitest du, um dich noch ein bisschen zu beschäftigen. 50 % ist für die, die im Joballtag bleiben wollen. Bei 50 % oder 60 % eine Stelle zu finden mit Verantwortung: Da musst du Glück haben. Karriere weiterverfolgen: Geht nur, wenn du mindestens 80 % als Pensum behältst. Und das wollen halt viele frischgebackene Mamas nicht – mich eingeschlossen.

Die Degradierung

Als ich nach meinem Mutterschaftsurlaub zurückkehrte, war ich zuerst auf mich alleine gestellt. Mit einem 50 % Pensum und einem hundertprozentigen Haufen Arbeit plus Stillen. Nach vier harten Monaten begann meine Jobsharing-Partnerin und es funktionierte ganz gut. Nach weiteren sechs Monaten, in denen ich volle Leistung gebracht hatte (ich las meine Mails auch an meinen freien Tag, liess nichts stehen, erledigte alles, kannte ja den Laden seit über fünf Jahren), gab es eine „Reorganisation“: Man durfte keine Leitungsstelle mehr haben, wenn man weniger als 80 % arbeitete.

Kurzum: Ich wurde degradiert. Mir wurde zwar angeboten, meinen Job zu behalten. Aber eben: mit mindestens 80 %. Optionen gab es keine. Innerhalb von zwei Wochen wurde das Stelleninserat ausgeschrieben und ein neuer Leiter gesucht, da meine Jobsharing-Partnerin die neuen Bedingungen nicht akzeptieren wollte.

Für mich war der Fall klar: Nach allem, was ich aufgebaut und gemacht hatte, konnte ich auf keinen Fall als Ausführende ohne Verantwortung weiterarbeiten. Ich würde mich nicht degradieren lassen. Ich kündigte.

Ehrlich: Ich war und bin frustriert. Habe noch immer viele Fragen zum Warum, die Enttäuschung über meinen Arbeitgeber ist gross. Anscheinend ist es heute oft immer noch nicht möglich, dass eine teilzeitarbeitende, engagierte Mitarbeiterin ihr Pensum etwas reduziert. Lieber wird in Kauf genommen, dass sie geht und all ihr Wissen der letzten Jahre mitnimmt.

Mama auf Jobsuche

Das Fazit vorneweg: Mehr als einmal hätte ich mir während des Bewerbungsprozesses gewünscht, nicht so eine gute Ausbildung (Universität und zwei CAS) zu haben, sondern nur einen KV-Abschluss. Dann hätte ich mich auf viel mehr Jobs bewerben können. Oft war ich – wie ich auf Nachfrage erfuhr – überqualifiziert. Oder war keine Wunschkandidatin, da ich vorhin so viel Verantwortung hatte, die mir am neuen Arbeitsort nicht mehr gegeben würde. Oder es hiess, ich wäre unterfordert. Hinzu kamen enorm tiefere Lohnangebote, sodass ich von mir aus wieder absagen musste.

Auf der anderen Seite merkte ich, dass die Nachfrage nach 50-60 %-Stellen im Bereich Kommunikation enorm sein muss. Bei einer Stelle bewarben sich anscheinend über 80 Interessierte – der Wunsch nach Teilzeitarbeit ist gross. In der Realität sind Kind und Karriere für Mütter noch immer die Ausnahme.

Organisation für die Bewerbung

Ich habe mich in den letzten Monaten auf 30 Stellen beworben und durfte mich neunmal vorstellen. Mit einigen Arbeitgebern führte ich im Vorfeld ein Telefoninterview – dies finde ich ein bewährtes Mittel, da man diverse wichtige Fragen zu Lohn, Pensum, Verantwortung bereits klären kann. Als Kleinkindmutter im Job-Bewerbungsprozess zu sein, bedeutet vor allem viel Aufwand: Termin finden, Betreuung fürs Kind organisieren und sich gut vorbereiten. Vor allem der letzte Punkt ist schwierig: Man hat ja so wenig Zeit mit einem 1,5-jährigen Kind! Dann immer die Tante, den Partner oder die Grosseltern aufbieten für das Hüten – ein riesiger Aufwand.

Heikle Fragen

Da ich mich explizit auf Teilzeitstellen bewarb, habe ich mir lange überlegt, wie und ob ich mein Kind im Lebenslauf erwähnen soll. Ich entschied mich für eine Zwischenlösung: „1 Kind, Jahrgang 2015, Betreuung sichergestellt“. Mir ist Transparenz wichtig und ich hätte somit auch noch die Frage, warum ich Teilzeit arbeiten möchte, erklären müssen. Die Nachfrage kam prompt: „Ah, ein Kind, und klappt das gut mit der Arbeit?“ Darauf antwortete ich immer – denn es entspricht der Wahrheit – ja, wir haben uns gut eingespielt, es gibt den Grosseltern-, den Kita- und den Papitag. Ob ich denn fixe Tage arbeiten möchte, war die zweite Frage, die ich natürlich mit Ja beantwortete. Die Betreuung lässt sich nicht jede Woche neu organisieren.

Prekärer ist die Frage, ob und wann denn das zweite Kind anstehe. Ich antwortete jedes Mal zuerst mit „Sie wissen, dass Sie das nicht fragen dürfen?“.

Und sie fragten doch

Da meistens nur ein nettes Lächeln zurückkam, und das Gegenüber auf meine Ausführung wartete, sah ich mich gezwungen, weiterzusprechen. Und begann mit Rechtfertigungen: „Das ist sicher ein Thema, aber jetzt noch nicht.» „Das ist ein Thema, aber ich kann versichern, ich hatte eine super erste Schwangerschaft, arbeitete bis eine Woche vor der Geburt, komme ja nachher wieder, hatte während meiner Abwesenheit alles im Vorfeld geregelt, Medienmitteilungen vorgeschrieben… Also alles kein Problem“.

Ich war jedes Mal froh, wenn die Frage nicht kam. Mein Ratschlag: Ausweichen! Es geht niemanden etwas an. Ob ein zweites Kind in einem Jahr, in vier oder gar nie geplant ist – Firmen, die mit diesem Umstand nicht leben können, haben dich als Mitarbeiterin nicht verdient!

In meinem neuen Job übrigens, da bin ich richtig flexibel: einen Office-Tag und 1,5 Tage von zu Hause aus. Wieder 50 %, gleiche Job-Bezeichnung, stv. Geschäftsführerin. Mein neuer Arbeitgeber hat erkannt, dass man zum Arbeiten nicht orts- und zeitgebunden sein muss und gute Arbeitsbedingungen auch gute ArbeitnehmerInnen anziehen.

Ebenfalls zum Thema auf Any Working Mom: Gefangen in der Mütter-Schublade: Sexismus am Arbeitsplatz oder Mütter: Arbeitet oder heiratet!

Autorin

Moana Werschler bloggt als Foodbloggerin Miss Broccoli. Sie liebt Gemüse, gutes Essen und die kleinen schönen Dinge im Leben. Moana arbeitet seit 5,5 Jahren in der Gemüsebranche. Auf ihrem Blog findet man alles vom ersten Gemüse-Babybrei bis zu gesunden Familienrezepten. Alles vegetarisch, da sie und ihre Familie kein Fleisch und Fisch isst. Als arbeitende Mutter mit einem kleinen Sohn bloggt sie auch in der Rubrik Mamablog über Themen, die sie im Alltag bewegen. Sie erwartet ihr zweites Kind.

Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 6. Juni 2017 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Any Working Mom existierte von 2016 bis 2024. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.


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37 Antworten

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  1. Avatar von SuSu
    SuSu

    Auch wenn ich relativ alleine stehe, ich habe gute Erfahrungen mit Jobsuche gemacht – trotz Kindern! Mit einem sehr technischen naturwissenschaftlichen Studium bin ich in einer sehr stark von Männern dominierten Branche tätig. Mich hat niemand nach der weiteren Familienplanung gefragt! Auch nach der Betreuung wurde nur gefragt, als ich nach dem Mutterschutz einen Job suchte, und da nur wegen dem Anfangstermin (Frage war KiTa Platz schon vorhanden oder noch auf der Suche, berechtigt denn das kann ja auch mal länger dauern bis man einen hat!). Die Vorurteile über Teilzeit und Mütter habe ich als sehr gering erlebt! Ich habe mitunter das Gefühl gehabt, sie sind bei Männern geringer als bei Frauen. Insbesondere Väter reagieren sehr positiv auf Mütter mit Teilzeit-Wünschen. Was mir Anfangs sehr grosse Schwierigkeiten gemacht hat waren Kommentare von anderen Frauen “Was, du arbeitest so viel!?” (damals 60%) “Du verpasst doch deine Kinder!” solche Kommentare fand ich wirklich anstrengend. Ich bin keine gute Mutter wenn ich voll zu Hause bin oder 20% irgendwo arbeite. Denn ich werde total unzufrieden. Und ich muss mich nicht rechtfertigen, auch wenn ich 70-80% arbeite, auch wenn ich der Arbeit Phasenweise eine hohe Priorität einräume. Was mir enorm hilft: Mein Mann mit dem ich Haushalt, Kinder, Arbeit wirklich fair und gleichberechtigt aufteile. Ohne ihn und seine Selbstverständlichkeit, mit der er auch die Aufgaben zu Hause übernimmt ginge es nicht.

    Aber ich hoffe auch, dass es selbstverständlicher wird das Frauen und Männer Teilzeit arbeiten und sich Haushalt teilen. Ich hoffe in der Generation unserer Kinder sind sie da einen Schritt weiter. Ich bin froh, dass meine Kinder zwei Vorbilder haben, die beides machen. Mama und Papa machen beide Job und Familie. Und sie machen es nicht perfekt und sie gehen nicht immer nur den geraden Weg – und das ist ok so! 🙂

  2. Avatar von Linda
    Linda

    Gerade in der Tageszeitung eine beeindruckende Aussage gelesen: „Wir müssen von der Idee wegkommen, dass sich nur jene im Beruf engagieren, die Vollzeit arbeiten.“

  3. Avatar von Susi
    Susi

    das keine ich auch… allerdings aus einen Typischen Frauenberuf!!!! Ich war geschockt… bin nach 6 Monaten wiedee arbeiten gegangen um meinen Kundenstock zu Behalten… 20 % nach dem 1 Notfall… der wirklich einer war… kind musste ins Spital…. wurde ich nicht mehr Ernstgenommen… nachdem ich dann 2 jahre später Krank wurde… wurde mir gesagt ich brauch nicht wieder kommen…. vor meiner Schwangerschaft 8 Jahre in der Firma gewesen… im Team und bri der Chefin beliegt… aber mit Kind passte ich nicht ins Bild …. und das unter Frauen….
    habe neu angefangen…. und ein wirklich tolles Team die mich unterstützen und wo mein Kind sogar mal mitdarf wenns gar net anders passt…. gsd gibts auch das… lasst euch nicht alles gefallen… es gibt das passende mann muss nur danach suchen.

  4. Avatar von Nina
    Nina

    Wow gratuliere, dieser vor Selbstgerechtigkeit triefende Artikel schafft es doch tatsächlich bereits in den ersten zwei Absätzen, Mütter die eine Karriere verfolgen wie auch solche sie Vollzeit zu Hause bleiben gleichermassen zu beleidigen. Ich liebe diesen Blog, aber dieser Artikel (zu einem durchaus auch mir sehr wichtigen Thema): nä.

    1. Avatar von Andrea Jansen
      Andrea Jansen

      Liebe Nina, vielen Dank für deine Kritik. Wir redigieren die Beiträge unserer GastautorInnen in punkto Rechtschreibung und Search Engine Optimization, aber nicht im Hinblick auf ihre Meinung oder die Äusserung derer. Wir sind überzeugt, dass es auch kontroverse Meinungen braucht, manchmal auch andere, als es vielleicht die eigenen sind. Wir sind dann jeweils gespannt auf die Diskussion, möchten sie aber nicht im Vornherein verhindern, in dem wir unseren GastautorInnen “reinreden”. Vielleicht mag sich Moana ja auch noch äussern.

    2. Avatar von Moana
      Moana

      Liebe Nina, danke für deine Kritik. Ich könnte zu diesem Thema sehr viel schreiben, musste mich aber auch kurz halten. Zudem habe ich ihn damals geschrieben, als ich sicher auch etwas emotionsvoller (bzw. näher am Thema Jobsuche) war.
      Es ging mir darum zu zeigen, dass ich zum Zeitpunkt der Geburt und im ersten Jahr meines Kindes keine Vollzeitkarriere verfolgen und trotzdem Workinmum bleiben wollte. Aus mehreren Gründen. Und wir haben uns von Anfang an für das Modell “beide gehen teilzeit arbeiten, ich etwas weniger” entschieden.
      Ich möchte keine Mutter angreifen, die Vollzeit zu Hause bleibt. Für mich wäre es einfach nichts gewesen, und das ist meine persönliche Einstellung. Es wäre für mich ein “Zu Hause sitzen”. Nicht im Sinne von nichts machen, oh nein. Ich weiss was Kinderbetreuung bedeutet. Und es soll nicht abwertend gemeint sein für die, die es zu 100% machen. Da habe ich Respekt davor. Es geht mir einfach darum, dass ich gerne arbeite und einiges in Ausbildungen gesteckt habe und deshalb das Kribbeln bekomme, wenn ich nicht noch etwas anderes – für mich sinnvolles – machen kann. Und ich habe eine coole Arbeit die mir Spass macht. Auch als Ausgleich ist es mir wichtig, zu arbeiten und um nicht vom Arbeitsmarkt weg zu sein. Ohne jetzt noch politisch zu werden (das “sitzen” bezieht sich also auf die Arbeit, nicht die Kinderbetreuung)….
      Ich bin gerne eine Workingmum die den Spagat zwischen Kindern und Arbeit hinbekommen will. Ich habe übrigens seit Geburt meines ersten Sohnes immer 50% gearbeitet. Mehr wollte ich nie, da ich genauso für meine Kinder da sein wollte. Es ist nun mal ein Spagat, alles unter einen Hut zu bringen. Ich verurteile aber auch keine Mutter, die sich entscheidet, 80 oder 100% arbeiten zu gehen.
      Jede Familie entscheidet wohl selbst und nicht nur innerhalb einiger Minuten, welches Modell sie wählen, was für sie Sinn macht (finanziell, ideell, gemäss Möglichkeiten Arbeitgeber etc.). Ob nun der Vater reduziert, die Mutter zu Hause bleibt, beide arbeiten, nur ein Elternteil arbeitet – es ist und bleibt so, dass es zum heutigen Zeitpunkt in der Schweiz eine Herausforderung ist – und wenn man dann noch auf Jobsuche ist, sowieso. Einzig das wollte ich mit meinem Text zeigen.

  5. Avatar von Nicole
    Nicole

    Mir ergeht es genau gleich wie bereits von meinen Vorschreiberinnen beschrieben. Ich verfüge über diverse Weiterbildungen und Diplome und sehr gute Arbeitszeugnisse und suche einen anspruchsvollen 60% Job nachdem meine Tochter nun einige Monate alt ist. Vielfach muss ich mir Aussagen anhören wie: „such doch einfach irgendein Jöbbli bei einem kleinen Unternehmen in der Region, du bist ja jetzt schliesslich Mami“. Denen könnte ich jeweils an die Gurgel springen. Es kann doch nicht zuviel verlangt sein, dass man als sehr gut qualifizierte Mutter einen angemessenen Job ausüben kann!
    Auf jeden Fall bleibe ich dran, werde mich nicht unter Wert verkaufen und versuche, möglichst innovativ und initiativ auf mich aufmerksam zu machen.
    Und wenn alles nichts nützt, schlage ich vor, dass wir uns zusammen tun und unsere eigene Firma gründen 😉

  6. Avatar von Frustrierte WorkingMom
    Frustrierte WorkingMom

    Liebe Andrea, einerseits “tröstet” mich Dein Bericht, andererseits frustriert er (sowie die anderen Kommentare hier) mich massiv und bestätigt mich einmal mehr darin, dass man als Frau karrieremäßig absolut aufs Abstellgleis gerät, sobald man Mutter wird (es sei denn, man arbeitet quasi direkt nach der Geburt wieder Vollzeit).

    Ich versuche mal, meinen Werdegang in Kurzfassung zu schildern: Ich wollte immer Karriere machen und habe statt eines “einfachen” Studiums ein duales Studium inkl. Ausbildung absolviert, um direkt nach 3 Jahren durchstarten zu können. Es lief danach alles etwas anders als geplant und dann kam die Frage “Erst Baby und dann beruflich (neu) durchstarten oder umgekehrt?” In meinem jugendlichen Leichtsinn entschied ich mich (mit meinem Mann) für ersteres und wir bekamen mit Abstand von 1,5 Jahren zwei Kinder. Um dann fertig zu sein mit dem Thema.

    Und was passiert? Ich komme trotz meines guten Abschlusses nicht aus der Teilzeit-Mutter-Falle raus. In meinem aktuellen Unternehmen habe ich keine Perspektive – da haben nur noch hübsche Dinger unter 30 (und natürlich ohne Kinder) eine Chance. Seit 1,5 Jahren bin ich intensiv auf Jobsuche (und ich bewerbe mich auf Vollzeit!!!!), habe inzwischen knapp 60 Bewerbungen geschrieben und stehe im Pool bei 12 Recruitern / Headhuntern. Bei meinen rund 10 Vorstellungsgesprächen kam als Resultat am häufigsten raus, ich sei überqualifiziert (… Stichwort “ich wünschte mir einen kleineren Abschluss” – ich wollte schon mal mein Diplom verschweigen…), ich hätte nicht genug Arbeitserfahrung in meinem gewünschten Bereich (jaaaaa, aber die werde ich auch NIE erlangen, wenn mir nicht einer mal die 1. Chance gibt!!!) – oder ich habe den wahren Grund nicht erfahren (klar, immerhin müssen die Unternehmen sich schützen, dass ihnen aus einer Absage kein Strick gedreht wird… *sarkasmussoff*…)

    Ich bin gut ausgebildet, ich bewerbe mich auf Vollzeitstellen und ich bin mehr als gewillt, absolut Vollgas zu geben, um ENDLICH eine Chance zu bekommen, beruflich wieder voran zu kommen – und egal, wie sehr ich es versuche und mich abstrampel, nichts klappt. Karriere adé, und das noch unter 40 🙁

  7. Avatar von Livia
    Livia

    Ich bin ein wenig enttäuscht von der Aussage, dass du bereust nicht “nur einen KV-Abschluss” zu haben. Ich habe eine kaufmännische Ausbildung und bin nun seit knapp einem Jahr auf Stellensuche. Bis jetzt sind das über 80 Bewerbungen und erst vier Bewerbungsgespräche (und das liegt nicht an meinen Bewerbungsschreiben). Jedoch wurde mir schon oft mitgeteilt, dass sie auf eine Stellenausschreibung über hundert (!!) Bewerbungen erhalten haben.

    1. Avatar von Moana
      Moana

      Liebe Livia, bitte verstehe mich nicht falsch, ich bereute es nicht, sondern in dem Moment, als ich immer wieder hörte, ich sei überqualifiziert, fragte ich mich das einfach. Dann hätte ein KV gereicht und ich hätte nicht so viel in meine Ausbildungen stecken müssen. Doch grundsätzlich bereue ich dies nicht und bis heute bin ich froh, habe ich so viel gemacht und möchte aber auch dementsprechend behandelt werden. Darum geht es nämlich. Ich weiss auch, dass es mit einem KV genauso schwierig sein kann und die Konkurrenz sicher teilweise noch grösser ist. Ich hörte diese nur sehr oft, dass man mich gar nicht wollte mit meinem Universitätsabschluss und 2 CAS. Schön wäre, wenn die Firmen hier flexibler wären, und die Stelle auch auf Bewerberinnen anpassen könnten.

    2. Avatar von Yva
      Yva

      Ich finde es eine Frechheit was heutzutage bei Bewerbungsgesprächen so abgeht.
      Eine Freundin (1 Kind, 2 Jahre) hat die Frage gestellt bekommen: Wie krank muss Ihr Kind sein damit Sie zu hause bleiben?! Gehts noch?! Und dann auch: Wir wissen dass wie Sie das nicht fragen dürfen, aber wie sieht es mit der weiteren Familienplanung aus?
      Ich glaube ich wäre da aufgestanden und gegangen! Müssen wir Frauen uns so etwas (in diesem Fall von anderen Frauen) gefallen lassen??? ..ich kann mich kaum erholen

  8. Avatar von MOMof4
    MOMof4

    Mir sprichst du aus dem Herzen! Auch ich mit meiner Ausbildung habe schon oft anhören müssen: “warum drosselst du denn nicht deine Erwartungen?” Ja echt jetzt, geht denn das? Denn mit “Erwartungen” meinen die den Lohn und die Verantwortung. Doch kann man sich künstlich degradieren?
    Ich habe leider kaum Stellen gefunden mit weniger als 80%, wäre aber mit dem auch zufrieden. Für mich als Mama ist es schwierig an überhaupt eine Stelle zu kommen! Auch ich suche im Marketing.
    Über mein Erlebnis zum Studium nebst Familie und Job habe ich heute einen Blogartikel verfasst.

  9. Avatar von Simonetta
    Simonetta

    Manchmal passiert auch das Undenkbare: Du bist schon in der Schwangerschaft mit allem allein. “Papitag” kannst Du glatt aus dem Vokabular streichen. Rückblickend muss ich feststellen, dass diese durchaus unerfreuliche Situation einen interessanten Nebeneffekt hatte: ich konnte mein Pensum schlicht und ergreifend nicht unter 80% reduzieren, wir zwei wären sonst nicht durchgekommen. Mit Mühe und Not liess sich auch eine Krippe finden, die mein Kind tatsächlich 4 Tage die Woche nahm. Kostet übrigens 2000.- im Monat. Der Arbeitgeber (grossartig und mit unendlich viel Verständnis) übernahm davon die Hälfte. Ich blieb im Job. Ich stieg auf, als mein Kind 2 Jahr alt war. Ich arbeite nun wieder 100%, inzwischen in einer internationalen leitenden Funktion mit regelmässigen Dienstreisen in andere Länder. Dann kommen Kind und Nanny halt mit. So kommt’s dann, dass ein Vierjähriger diverse internationale Flughäfen zuverlässig wiedererkannt, “Chefin” in drei Sprachen sagen kann und andere Kinder korrigiert, wenn sie meinen, dass nur Männer gewisse Dinge können.

    1. Avatar von Anja
      Anja

      Wow, danke vielmals für deine Schilderungen! Und: Chapeau! AWM Anja

    2. Avatar von babyboy20.17@yahoo.de
      babyboy20.17@yahoo.de

      Mit weniger als 80 % nicht durchkommen? In solchen Positionen, die Kitas für 2000 Euro und Nannys erlauben? Was für ein Hohn! Der Vater ist ja dann bestimmt auch kein armer Schlucker! Da bekommt “auf hohem Niveau jammern” gleich noch mal ein ganz anderes Niveau!

      1. Avatar von Anja Knabenhans
        Anja Knabenhans

        Liebe Anonyme. Ich habe deinen angriffig formulierten Beitrag durchgewunken und freigeschaltet – wir wollen hier ja auch kontrovers diskutieren. Aber ich möchte ihn nicht unerwidert lassen:
        1. Simonetta hat uns sicher nicht ihre ganze Situation darlegen können. Das geht nun mal schlecht auf ein paar Zeilen. Wenn sie drum schreibt, sie wären sonst nicht durchgekommen, dann glaube ich ihr das. Weil ich weiss, dass hinter allem, was wir von aussen sehen, noch ein Riesenhaufen an Faktoren ist, die wir nicht kennen, nicht berücksichtigen können. Drum finde ich auch viele Mommywars (https://mal-ehrlich.ch/heimatland-mommywars-mit-wattebaeuschchen/) total unnötig… jede sucht sicher immer nach der für sie und ihre Familie bestmöglichen Lebensweise, wie kann man sich von aussen abschliessende Urteile erlauben?
        2. Jammern auf hohem Niveau? Das ist doch okay! Weil, mal ehrlich: sehr viele von uns haben nicht wirkliche Abgründe erleben müssen. Und man findet immer noch Leute, denen es schlechter geht… also ist streng genommen fast jedes Jammern von uns Mitteleuropäern eines auf hohem Niveau. Unter anderem darum finde ich das ein absurdes Totschlagargument für jede Diskussion.
        LG, Anja

  10. Avatar von Verena
    Verena

    Da kann ich mich leider nur anschliessen. Bei mir hiess es auch beim ersten Kind, dass ich mit einem Pensum von 60-70% nicht mehr als Projektleiterin tätig sein kann und wurde ins Betreuungsteam degradiert. Darauf machte ich mich auf die Suche nach einer anderen Stelle mit 60%, welche allerdings völlig chancenlos war.
    So habe ich mich zähneknirschend degradieren lassen und dann durchgebissen bis das zweite Kind kam. Jetzt habe ich die Aussicht, dass mein Mann auf 80% runterschrauben kann und ich dafür auf 80% erhöhe. Mit diesem Pensum kann ich dann hoffentlich erfolgreicher auf Jobsuche gehen und wieder eine spannende Stelle finden.

  11. Avatar von Derya
    Derya

    Mit der Frage wurde ich auch schon konfrontiert. Leider kann ich, was mein Leben mit Arbeit und Kind anbelangt, nicht auf so hohem Niveau mitjammern wie manche hier. Ich weiss, dass ich einem Arbeitgeber nur wenig zu bieten habe (habe zwar einen BA, aber für mein Alter einen nur sehr mageren Lebenslauf, welcher bloss meine jobmässige Flatterhaftigkeit sowie meine Unlust zur Arbeit belegt…). Und ich weiss, dass ich ohne Job längerfristig keine Alternative zum Sozialamt hätte. Angesichts dieser beiden Tatsachen finde ich das Selbstbewusstsein nicht, einer solch unpassenden Frage eine passende Antwort entgegen zu setzen, sondern rede mich mit hier bereits genannten Sprüchen á lá “Nein, vielleicht später dann” bzw. “Jaja, alles kein Problem mit der Betreuung” aus der Situation heraus. Dabei finde ich es schon traurig, dass wir Frauen in diese Lage gedrängt werden, in welcher wir uns dafür rechtfertigen sollen, dass wir Kinder haben oder eventuell welche zur Welt bringen werden.

  12. Avatar von Nicole
    Nicole

    Ich empfehle allen werdenden Müttern, gebt euren Job nicht auf! Es ist viel einfacher, das Pensum beim aktuellen Job zu reduzieren, als einen neuen Teilzeit-Job zu finden. Viele Firmen vergeben Teilzeit-Jobs intern an Mütter und schreiben sie nie aus.
    Ich konnte mein Pensum problemlos von 80 auf 60 reduzieren, obwohl mein damaliger Chef möglichst viele “Hochprozenter” wollte. Klar ich arbeite in einem Bereich, in welchem Teilzeit die Regel und nicht die Ausnahme ist. Mit 60 Prozent bin ich voll im Team integriert, kann anspruchsvolle Arbeiten übernehmen. Das wird bei tieferen Pensen schwieriger.
    Mein Mann war der erste in der Abteilung der 80 Prozent arbeiten wollte. Er musste gegen Widerstände ankämpfen. Schlussendlich ging es dann doch. Nun hat es in seiner Abteilung mehrere Mitarbeiter, die ebenfalls 80 Prozent arbeiten. Aber Karriere macht man weder mit einem 80-Prozent-Pensum noch mit einem 60%-Job. Das ist leider immer noch so.

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Liebe Nicole, herzlichen Dank für Deinen Beitrag und das Mut-Machen.

    2. Avatar von Moana
      Moana

      Danke für diese Worte, ja leider ist es so. Mein Mann hatte ähnliche Probleme mit 90% und ich stimme dir bei: lieber Pensum reduzieren als neu suchen. Aber wenn es nicht anders geht, dann muss man da durch, und wie ich oben schreibe, ist es nicht einfach! Schön, wenn die Firmen einen behalten wollen und die Reduktion geht!

  13. Avatar von Simon
    Simon

    Ich kann deinen Frust sehr gut verstehen! Kinder und Karriere sind sehr schwer vereinbar! Die Lösung, die viele nun praktizieren indem sie die Kinder erst mit 40 bekommen, finde ich auch keine gute Idee! Wir möchten doch noch fitt sein, wenn die Kinder älter werden; mit ihnen Sport treiben oder geistig noch im selben “Jahrhundert” leben.
    Ich selber hatte auch meine liebe Mühe als Projektleiter mit einem 80% Pensum. Oft habe ich von zuhause aus gearbeitet an meinen Papitag oder nahm die Kinder gar mit auf die Arbeit. Es wurde einfach erwartet, dass ein Mann in meiner Position immer verfügbar ist. Das Pensum von 80% war in der Realität eher bei 120% oder mehr angesiedelt. Da halfen dann die 7-9 Wochen Urlaub im Jahr auch nicht viel, da ich gar nicht abschalten konnte.
    Ich denke, das das Familienmodell grundsätzlich überdenkt werden muss in einer Zeit, wo Mann und Frau die “gleichen” Rollen in der Beziehung und beim Aufziehen der Kinder anstreben.

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Lieber Simon, vielen Dank für den interessanten Input auch mal von Vaterseite. Wie hast Du es denn als Vater erlebt? Wurde Dir auch weniger Verantwortung gegeben? Oder einfach automatisch verlangt, dass Du immer zur Verfügung stehen musst?

  14. Avatar von Daniela
    Daniela

    Der Artikel trifft so was von ins Schwarze! Danke!

  15. Avatar von Franca
    Franca

    Ich wurde/werde zu meinem Kinderwunsch befragt (bei Bewerbungen und aktuellem Job) und habe/hatte keine Skrupel zu lügen also zu verneinen. Mittlerweile habe ich zwei Kinder und über weitere ist noch nicht entschieden. Meinem Chef habe ich beinhart erzählt, dass ich um himusgottswiue kein weiteres will… So erhalte ich spannende Aufgaben mit Verantwortung!

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Spannend zu hören, aber auch irgendwie schade, dass das nötig ist, oder wie empfindest Du das?

      1. Avatar von Just me
        Just me

        Ein Bericht, der mir aus dem Herzen spricht. Ich konnte meine Position im Job auch nicht behalten. Unter 80% geht nix. Zurück an die Basis war beinhart und endete ebenfalls mit der Kündigung meinerseits. Ich habe die Branche gewechselt. Es gibt tatsächlich tolle Jobs mit Verantwortung und Herausforderung, die sich mit einem niedrigen Pensum wunderbar vereinbaren lassen.

    2. Avatar von Moana
      Moana

      Schade, dass man lügen muss, aber ich würde es auch eher so empfehlen, da es leider oft nicht anders geht!

  16. Avatar von Daphne
    Daphne

    Die Geschichte könnte die meine sein. Ich finde es immer noch unglaublich wie das Thema Teilzeitstelle in vielen Firmen gehandhabt oder mit den top ausgebildeten Frauen umgegangen wird. Zum Glück habe ich auch einen Arbeitgeber gefunden für den Teilzeitarbeitende Frauen wie aber auch Männer kein rotes Tuch sind.

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Danke, Daphne! Was hast Du denn erlebt?

  17. Avatar von Michèle
    Michèle

    Dieser Artikel spricht mir aus dem Herzen. Bin selbst nach dem zweiten Kind wieder auf Jobsuche und finde es exterem schwierig eine entsprechende Stelle zu finden.
    Es gibt die folgende Seite: https://jobsfuermama.ch/ die tolle Teilzeitstellen aufgeschaltet hat.

    1. Avatar von Anne Meier
      Anne Meier

      Leider sind die Jobs dort auch auf allen andern Plattformen zu finden.