Bergluft einsaugen. Den ganzen Tag draussen unterwegs, mit Ski, Schneeschuhen, Schlitten. Kühle Temperaturen, warme Muskeln, Winterglück. Nach einer solchen Ferienwoche ist mein Körper topfit und der Energietank endlich wieder randvoll. Auf der Heimfahrt lächle ich verträumt vor mich hin.
Wunderbare Winterferien!
Sechs Jahre später.
Luft anhalten. Die Gondel ist gross, trotzdem breitet sich der Gestank bis in die hinterste Ecke aus. Jeder hier drin weiss, woher der Duft kommt, es fahren nur zwei Kinder mit. Unsere. Das Kleinere grölt stolz durch die miefige Gondelluft, was es uns da gerade kredenzt. In der Bergstation schmachte ich kurz aus dem Fenster zu den gleissenden Hängen. Und stapfe Richtung Wickeltisch.
Medizinische Studien existieren keine. Die braucht es gar nicht, denn alle Eltern auf der ganzen Welt wissen: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl angezogener Kleidungsstücke und kindlichen Ausscheidungen. Je mehr Kleider ein Geschöpf trägt, desto öfter muss es pinkeln oder einen Riesenhaufen fabrizieren.
Sind endlich alle Kämpfe ums Anziehen ausgefochten und die Winterkleider montiert, geht es etwa eine Sekunde, bis die Windel voll ist oder das Kind aufs WC möchte. Das erklärt, warum Familien generell zwei Stunden später als geplant auf der Skipiste ankommen. Und weshalb die Eltern schon nassgeschwitzt sind.

Schleppesel mit Skiklamotten
Das Anzieh-Entleerungs-Mysterium ist nicht der einzige Schweisstreiber. Kinder in Winterklamotten wiegen ungefähr das Dreissigfache ihres Körpergewichts. Und sie können in Skischuhen nicht gut laufen.
Wenn der Skilift also nicht direkt auf der Fussmatte der Ferienwohnung beginnt, wollen die Mini-Michelin-Männchen und -Mädchen lieber getragen werden; ihre Ski müssen natürlich auch mit. Zwischendurch darf man sich bücken, um runtergefallene Handschuhe, Mützen, Schals, Nuggis aufzulesen. Oder immer wieder umkehren und Verlorenes suchen. Pro Meter Wegstrecke kommt erfahrungsgemäss ein wichtiges Stück abhanden.
Effizientes Krafttraining ermöglicht auch das Schlittenziehen. Vielleicht ist das ein wichtiger Reflex, vielleicht hat die Natur einfach Sinn für Humor. Jedenfalls greifen Kinderhände instinktiv nach dem Bremshebel, was die Ziehbarkeit eines Schlittens doch recht minimiert. Und bei Davoser Schlitten ohne Bremsen werden unter glücklichen Gluckslauten die Füsschen in den Schnee gestemmt.

Dann gäbe es noch die siebentausend Bückübungen pro Stunde beim Wiederaufstellen von Skianfängern. Hetzjagden durch proppenvolle Bergbeizen, auf der Suche nach allzu erkundungsfreudigen Knirpsen. Und vieles mehr.
Aber man kann ja auf dem Skilift oder Sessellift ausruhen. Zumindest Beine und Arme. Jetzt darf der Mund Gymnastik machen und zum Zeitvertreib der Kleinen Kinderlieder oder Verse vorsingen. (Zum Glück gibt’s in der Chinder Musig Wält eine riesige Sammlung!)
Wintersport halt
Eine Woche später.
Auf der Heimfahrt lächle ich müde vor mich hin. Nach dieser Ferienwoche ist mein Körper topfit und der Energietank immerhin halbvoll. Den ganzen Tag draussen unterwegs, mit Ski, Schneeschuhen, Schlitten. Kühle Temperaturen, warme Muskeln, Familienglück. Ich habe viel Bergluft eingesogen. Oft in Schnappatmung – aber egal.
* * *
Dieser Text handelt nicht von mir. Meine Kollegin Emilia findet, sie könne besser erzählen als schreiben, drum habe ich ihre Erfahrungen eingetöggelt. Und verspüre grosse Lust auf ein Familienwintertrainingslager – würkli!
Andrea hat schon ein paar Familien-Winterferien hinter sich uns weiss, weshalb man dort besonders schwitzt. Sie auch gleich eine passende Packliste für die Winterferien erstellt. Und sie schreibt auch, weshalb Reisen mit Kleinkindern zwar saustressig, aber eben auch saumässig schön ist.
Falls Ihr tatsächlich nach richtigen Workouts sucht, hat uns die Sportymum ein paar Tipps für Lazy Moms notiert.
Und wie waren Eure bisherigen Winterferien? Wir freuen uns immer über Tipps und Erfahrungsberichte!
Autorin
Anja Knabenhans ist die Chefredaktorin von Any Working Mom. Sie war viele Jahre als Journalistin bei der NZZ und macht heute ihr eigenes Ding mit der ding ding ding GmbH. Während sie beruflich ihre Freude am Tüpflischiss auslebt, zelebriert sie daheim gern das Chaos – als Mutter von zwei Kindern bleibt ihr auch nicht viel anderes übrig.
Sabine
Wir wollten dieses Jahr mal schauen, ob sich obige Szenarien auch bei arktischen Temperaturen ereignen. Deshalb ab nach finnisch Lappland mit zwei Kindern unter drei, von wo ich euch lieb Grüsse 😉 und yep, alles Gesagte trifft auch auf den hohen Norden zu!
Anja Knabenhans
Haha, danke für den Bescheid!
Beatrice
Aber nicht zu vergessen DAS HIGHLIGHT wenn du dann nach gefühlten 603958Jahren das erste Mal wieder alleine mit dem Partner auf dem Bügellift bist. Vor dir die drei Kinder selbständig auch auf den Bügellift. Dann weisst du, es hat sich gelohnt all dies aufsich zu nehmen😊
Ok ich verdränge jetzt das Drama, welches es gegeben hätte wenn sie vom Lift gefallen wären🙈
Muriel
Danke für den Beitrag 😂
Wir weilen – wie jedes Jahr – gerade in den Skiferien mit unseren zwei Kindern, 3 und 5 Jahre. Die Wahl des Ortes ist in meinen Augen match-entscheidend, ob und wie viele schweissgebadete Momente es gibt. Es lohnt sich, klein zu beginnen 😉
Mimi
Das ist genau der Punkt. Es braucht kein rieses Skigebiet mit x-ig Pisten und Restaurants. Für die kleinen Knirpse reicht ein einziger Skilift mit 2-3 Pisten. Ein kleines Pistenbeizli und ein Hügel zum Schlitteln. Wenn dann mal die Stimmung zum Skifahren nicht so vorhanden ist, hat die ganze Familie nicht ein Vermögen für die Wochenkarte umsonst bezahlt. Das macht den Urlaub von vornherein stressfrei.