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Wie machst Du es Dir? Reden wir über Selbstbefriedigung

Masturbation kann eine Ressource sein für Entspannung und Wohlbefinden. Dania Schiftan zeigt auf, dass Austausch untereinander für die eigene Selbstbefriedigung wie für den Paarsex beglückend sein kann.

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Wie machst Du es Dir? Reden wir über Selbstbefriedigung mal ehrlich

Selbstbefriedigung tut gut – Studien und Umfragen zeigen, dass über 90% der Frauen regelmässig masturbieren. Aber ich weiss aus meiner beruflichen Erfahrung, dass nur etwa 1% der Frauen darüber reden.

Warum sprechen wir eigentlich so selten bis nie über Masturbation? Wäre es nicht interessant zu wissen, wie sich andere mit ihrem Körper auseinandersetzen, sich berühren und zum Höhepunkt kommen?

Ist es nicht komisch, dass wir keine Ahnung davon haben, wie andere es sich machen?

Wie andere Tabuthemen darf auch die Selbstbefriedigung ein Thema sein, über das wir mit dem Partner, der Partnerin oder mit Freund:innen reden. Von einem Austausch könnten wir eigentlich nur profitieren. Wir könnten uns ganz viel Inspiration holen.

Ob wir nun eine bestimmte Liegeposition bevorzugen, ob wir Toys oder unsere Hände verwenden und ob wir viel Körpereinsatz geben: Meistens fangen Kinder im Vorschulalter an, die Masturbation zu entdecken.

Die Mehrheit kommt intuitiv auf eine Art, sich zu berühren. Einige werden aber auch von Gspändli oder Geschwistern in die Kunst der Selbstbefriedigung eingeführt. So zum Beispiel eine Patientin von mir, die während der Übernachtungsparty beim gemeinsamen Duschen mit dem Nachbarsmädchen von ebendiesem gelernt hat, wie sie sich mit dem Duschstrahl erregen kann.

Masturbation sollte kein Tabu sein

In der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter kommen mehr Einwirkungen dazu: Durch erste sexuelle Kontakte mit anderen, durch das Entdecken von Sexspielzeug und durch den Konsum von Pornos. Die in Pornos gezeigten Varianten sind allerdings sehr begrenzt, man kriegt zwei oder drei Variationen zu Gesicht. Das kann sehr schnell zu einer Verunsicherung führen – aus dem Gefühl heraus, etwas falsch zu machen.

Die Generation, die im Zeitalter der Internet-Pornographie aufgewachsen ist, konnte viel früher andere Varianten kennenlernen im Vergleich zu Frauen über 35, die in ihrer Jugend weder über Computer, Smartphone noch Internet verfügten. Aus der Forschung weiss man, dass viele Frauen bei der Methode bleiben, die sie sich im Kindergartenalter angeeignet haben. Einige ändern ihre Art zu masturbieren, wenn sie Vibrator oder Dildo entdecken.

Es könnte also tatsächlich sehr spannend sein, mit anderen über die Selbstbefriedigung und ihre Variationen und Geschichten zu reden. Vielleicht kämen wir auf andere Ideen und Möglichkeiten, die uns ohne Austausch verwehrt geblieben wären.

Für Männer ist das Gespräch über Selbstbefriedigung übrigens Alltag.

Sie reden zwar nicht darüber, wie sie es sich genau machen, aber immerhin darüber, dass sie es machen. „Man holt sich eben einen runter“ – zur Entspannung, aus Lust, man redet drüber und findet das total normal. Und auch wenn sie manchmal etwas hohl und stumpf über Sex labern – immerhin reden sie!

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Abgesehen davon, dass Frauen nicht darüber reden, ist ihre Sexualität oftmals mit viel Scham behaftet. Würden Frauen über Selbstbefriedigung reden, könnten sie erfahren, dass andere sich auch selber befriedigen und ihre Angewohnheiten und Techniken vollkommen geläufig sind – und es nichts ist, wofür man sich schämen müsste.

Im Gegenteil: Gespräche würden helfen anzuerkennen, dass Selbstbefriedigung was Tolles und Schönes ist. Etwas, das man geniessen kann, was einem Lust bereitet und man sich gönnen darf, ohne peinlichen Nachgeschmack. Und dass man lernen kann, sich selber zu spüren, zu regulieren und wahrzunehmen.

Damit die Selbstbefriedigung zu einer Ressource werden kann, um sich zu entspannen und sich gut zu fühlen.

Es gibt, grob gesagt, 4-5 unterschiedliche Methoden, wie Frauen sich selber befriedigen. Diese Methoden beschreiben in erster Linie, was auf der rein körperlichen Ebene passiert. Frauen haben aber eine Tendenz, sich auf ihre Emotionen zu konzentrieren – sie beobachten vor allem ihre Gefühle, Fantasien und andere Auslöser für ihre Erregung, und nicht die körperlichen Abläufe.

Im Folgenden möchte ich euch aufzeigen, dass es immer auch einen Körper dazu braucht. Und die unterschiedlichen Methoden stelle ich euch mit allen Vor- und Nachteilen vor.

Methoden zur Selbstbefriedigung:

1. Spannung

Wer sich vor allem in diesem Modus stimuliert, löst Erregung überwiegend durch Druck und durch Anspannung aus.

Schon Babys verspüren ein gutes Gefühl, wenn sie ihre Beine zusammendrücken. Es gibt Menschen – insbesondere Frauen -, die ein Leben lang bei dieser Druck-Methode bleiben und so zum Orgasmus kommen. Sie bewegen sich kaum, sondern üben durch das Zusammenpressen der Beine oder mit ihrer Beckenbodenmuskulatur Druck auf das Geschlecht aus.

Der grosse Vorteil ist: Das geht überall, sogar im Tram. Aber eine Frau, die es gewohnt ist, zur Erregung die Beine aneinanderzupressen, verliert diese häufig, sobald sie ihre Beine spreizt, was zu Problemen beim Geschlechtsverkehr führen kann. Mädchen entdecken diesen Modus übrigens oft dadurch, dass sie sich mit dem Bauch auf die Matratze drücken oder sich auf ein Plüschtier legen.

Masturbation ist auch für Frauen kein Tabu

2. Reibung

Frauen machen reibende Bewegungen an ihrer Klitoris und kommen so zum Orgasmus.

Auch mit der Reibungsmethode wird abgesehen von der Hand kaum etwas bewegt. Auch dieser Modus funktioniert allein meist sehr gut und lässt sich auch leicht in den Paarsex integrieren. Er kann jedoch Grenzen erreichen, wenn zum Beispiel der/die Sexualpartner:in eine andere Technik anwendet.

Stimuliert uns der/die Partner:in also nicht genau so, wie wir es gewohnt sind, flaut die Erregung ab. Zur Illustration ein Beispiel von einem Paar in der Praxis: Er mag es am liebsten, wenn sie auf dem Rücken liegt und sie die Beine so richtig fest um seinen Penis schliesst und dabei den Beckenboden sehr stark anspannt. Sie aber spürt die grösste Erregung, wenn sie sich wie ein Frosch hinlegen kann und er sich an ihr reibt.

Eine Abwandlung der Reibungsmethode ist die Benutzung eines Vibrators, der über seine mechanische Reibung stimuliert. Für die Mehrheit der Frauen gilt die Selbstbefriedigung mit Vibrator als „normal“. Mit sehr schneller Vibration werden vor allem die Klitoris und der Vaginaeingang extrem stimuliert. Die Stimulation mit dem Vibrator ist sehr zuverlässig – und gleichzeitig herausfordernd für die Paarsexualität: Kein Penis und keine Finger können so schnell vibrieren wie dieses Spielzeug.

Masturbation ist auch für Frauen kein Tabu

3. Bewegung

Der Modus mit Bewegung funktioniert über grosse, weiche, fliessende Bewegungen. Der Körper bewegt sich in der Erregung in alle Richtungen, die Atmung ist tief, die Muskeln sind entspannt.

Dieser Modus enthält viel Spiel und Sinnlichkeit und die Erregung wird als sehr lustvoll erlebt.

Über die Bewegung wird die Erregung im ganzen Körper verteilt. Es sind meistens sehr sinnliche Frauen, welche diese Methode für sich entdecken. Sie können endlos lange geniessen – manchmal über Stunden. Aber häufig können sie ihre Erregung nicht bis zum Orgasmus steigern, die letzte Hürde kann gewissermassen nicht genommen werden.

Masturbation ist auch für Frauen kein Tabu

4. Wellenförmiger Modus

Menschen in diesem Modus nutzen die ganze Spielwiese der sinnlichen Erfahrungen. Beim Sex wechseln sich ganz gezielte und lockere Bewegungen ab. Die Erregung kann durch den ganzen Körper fliessen. Frauen, die sich in diesem Modus erregen, sehe ich eigentlich nicht in der Praxis – ausser in partnerschaftlichen Anliegen, weil es beim Partner nicht so klappt wie bei ihnen: Sie können nämlich ihre Erregung mit rhythmischen Beckenbewegungen bis zum Orgasmus steigern, selbst steuern, wann und wie sie zum Orgasmus kommen, und diesen maximal geniessen.

So viel zur Theorie rund um Masturbation.

Nun frage ich mich, wer von Euch, die bis hierhin gelesen haben, diese Formen kannten. Mehr noch: Wer überhaupt wusste, dass es verschiedene Formen der Selbstbefriedigung gibt. Natürlich gibt es noch etliche Zwischenformen.

Was ich besonders interessant finde: Fast alle Frauen finden ohne Anleitung zu einer Form der Selbstbefriedigung, die ihnen zusagt. Sie machen sich dabei kaum weitere Gedanken. Nicht darüber, dass es toll ist, was sie tun – aber auch nicht darüber, was die von ihnen gelebte Art für einen Zusammenhang mit der partnerschaftlichen Sexualität hat.

Kommt man in Anwesenheit des Partners nicht zum Orgasmus, könnte man sich durchaus mal überlegen, wie man es alleine macht, um so die eigenen Muster zu verstehen. Die meisten wissen nicht, dass ihre Art sich zu befriedigen – indem sie beispielsweise die Beine zusammenpressen, mit den Händen auf die Vulva drücken, im Gegenuhrzeigersinn und mit viel Druck an der Klitoris reiben – sich schwer mit der heterosexuellen partnerschaftlichen Sexualität vereinbaren lässt.

Sie denken, dass bei der Selbstbefriedigung ja alles wunderbar klappt – und verstehen nicht, wieso es beim Sex nicht geht.

Lernen sie, die Zusammenhänge zu verstehen und zwischen der Selbstbefriedigung und der Sexualität mit dem Partner eine Brücke zu schlagen, könnten sie die Selbstbefriedigung sogar hernehmen, um die Paarsexualität positiv zu beeinflussen.

Übrigens: Wie ich aufgezeigt habe, entwickelt sich die Selbstbefriedigung irgendwann in der Kindheit. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Kinder ihren Körper und ihre Erregung positiv und lustvoll erleben dürfen. Genauso, wie auch wir unsere Lust gerne erleben möchten.

Autorin
Dania Schiftan, Psychotherapeutin, Sexologin, Autorin
(c) Wim Moelmann

Dania Schiftan ist Psychotherapeutin und klinische Sexologin und arbeitet in ihrer eigenen Praxis in Zürich. Sie ist Autorin von drei Büchern: Keep It Coming – Guter Sex ist Übungssache (gibt’s bei uns im Concept Store), Let’s Talk About Sex, eine Graphic Novel, und Coming soon – Orgasmus ist Übungssache. Nebenher ist sie in den Medien tätig und beantwortet viele Fragen rund ums Thema Sexualität. Zudem gibt sie Workshops und Weiterbildungen. Dania lebt mit ihrem Ehemann und zwei Kindern zusammen. www.daniaschiftan.ch

Mehr von Dania Schiftan bei uns:

Wie macht Sex wieder Spass?

Podcast: Die Vagina ist keine Turnhalle

Schnäggli, Pfiifeli? Wie Eltern mit Kindern über Geschlechtsteile sprechen sollten

Dania im Podcast «Ist das normal?» von «Die Zeit»: Mein Anliegen: Dass Frauen lernen, sich selbst an die Hand zu nehmen

Autorin

Dania Schiftan ist Psychotherapeutin und klinische Sexologin mit eigener Praxis in Zürich. Sie ist Autorin von drei Büchern: Keep It Coming – Guter Sex ist Übungssache (bei uns im Concept Store), Let’s Talk About Sex – eine Graphic Novel, Coming soon – Orgasmus ist Übungssache. Nebenher ist sie in den Medien tätig und beantwortet Fragen rund ums Thema Sexualität. Zudem gibt sie Workshops und Weiterbildungen. Sie lebt mit ihrem Ehemann und zwei Kindern zusammen. www.daniaschiftan.ch

Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 15. April 2021 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Any Working Mom existierte von 2016 bis 2024. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.


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