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Meine Mariske: Nichts Schickes, Französisches. Au Contraire.

Es gibt Dinge, über die spricht man nicht. Zum Glück sind wir nicht man. Jetzt wird’s schonungslos intim. Ready?

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Text: Livia Seiler

Hämorrhoiden, Genitalherpes, Karunkel, Stalaktiten, Stalagniten – weiss der Geier. Es gibt so einiges, was man finden kann, wenn man die Hosen runterlässt.

Gemein haben all die Bömbel und verirrten Gewebefetzen Folgendes: Sie sind selten schön, man sehnt ihr mystisch-selbständiges Verschwinden herbei und es wäre einem recht viel lieber, jemand anderes hätte sie.

https://giphy.com/embed/xT1R9Rwwa6dEYjSwx2

Das Gute für dich: ICH bin dieser jemand.

Und erzähle hier, wie ich mich in die Arme einer begnadeten Füdlidoktorin werfe, auf dass mein Intimbereich wieder in altem Glanz erstrahle (das ist sehr ironisch gemeint). Pack dein Notizbuch aus, es geht los.

Folgende Meilensteine habe ich in den letzten Jahren erreicht:

Damit kann ich leben.

Tant pis. Ich punkte ohnehin eher gürtellinienaufwärts. 

Aber als ich unlängst die gute Idee hatte, das, was ich da beim Füdliputzen immer fühle – nur um es dann bewusst wieder zu ignorieren – mal genauer unter die Lupe zu nehmen, wusste ich: Ui. Dieses Ding geht definitiv nicht mehr von alleine weg. 

Also entschied ich mich, so zu tun, als wäre ich so alt, wie ich bin und das wie eine erwachsene Frau furchtlos in Angriff zu nehmen. Das klingt so jetzt sehr viel positiver, als ich tatsächlich gestimmt war, denn eigentlich denke ich: Wenn nicht für ein Kind, möchte ich da unten in diesem Leben bitte keinerlei Schmerzen mehr in Kauf nehmen. 

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Und diesen Hautlappen da wegschneiden zu lassen, der wie eine Art müde Scheuklappe vor dem Anus (Proscht!) baumelt, kann ich mir bigoscht nicht ganz schmerzfrei vorstellen.

Ich hinkte als tickende, kardashianeske Hormonbombe durch Zürich.

Während meiner ersten Schwangerschaft, so sehr ich sie mir 20 Jahre lang herbeigesehnt hatte, war ich eine wassergefüllte Kugel: Mit 26 Kilo mehr hinkte ich von allem und jedem genervt durch die Strassen Zürichs, eine tickende, kardashianeske Hormonbombe, meist mit einem Vollmilch- oder Weissbrotprodukt im Maul. Geburt auch: eher Horror, aber was wotsch. Kind da, herzig und munter, alles wieder gut.

Nur etwas blieb: die Mariske.

Klingt wie was Schickes, Französisches, ist aber das Gegenteil. Eher so traurig-plampige Haut, die vom Druck auf den Beckenboden mal gefüllt war und sich dann irgendwie leert und nur no gelangweilt da unten irgendwo ums Füdliloch rum abhängt (du kannst es auch gern auf Wikipedia nachlesen, wenn dir das hier zu wenig spezifisch ist).

Als ich sie der Frauenärztin zeigte, benamste sie das Ding und erklärte: Gar nicht mal so selten. Trotzdem hab ich noch nie von jemandem gehört, der es auch hat. Also behielt ich meine Füdlilochsorgen erstmal für mich.

Wir Frauen sind ja ach so gut mit Geheimnissen.

Obwohl: Sie zu teilen könnte einen doch dermassen erlösen. Je nu, so simmer. Man riet mir, vorerst nichts zu unternehmen und alle Kinder, die ich in diesem Leben gebären möchte, zu bekommen. Nicht dass man die Mariske wegoperiert und mit der nächsten Schwangerschaft noch eine kommt.

Also bekam ich noch ein Bebe. Und wurde nun von meiner Frauenärztin an eine Spezialistin weiterverwiesen. Die zeichnete mir auf, was sie zwischen meinen Beinen sah.

Man muss kein Picasso sein, um das Problem optisch darzustellen. Das Werk meiner Füdlidoktorin.

Nun werde ich also operiert. Nicht, weil die Ärztin die Mariske auch wüst findet (Notizbuch: Dann wäre es ein kosmetischer Eingriff und die 600 und vierundöppis Franken würden von keiner Krankenkasse bezahlt), sondern weil die Mariske zu gross ist, um sie da einfach so sein zu lassen (für diesen Satz würd ich dann gern ein weiteres Gläschen bekommen, ja?)

Ich weiss nicht, was ich schlimmer finde:

Die Angst vor den Schmerzen (ein OP-Schisser bin ich sowieso, aber dann noch tagelang an so einer halboffenen Wunde vorbeizupinkeln, ich weiss nicht). Oder die Vorstellung, dort operiert zu werden.

Ich stelle mir vor, wie ich mit auseinadergeklappten Füdlibacken (hält die jemand? Oder spannen sie eine Klammer dazwischen?) schlaff und riesig wie ein betäubtes Orang-Utan-Weibchen auf einem Schragen liege und mir irgendwelche Ärzte, mit denen ich vielleicht noch ins Gymi bin, öppis am Arsch rumschneiden und wieder zunähen – guter Gott.

«Oh, hey Andi, lang nüm gseh! Gahts guet?» – Shoot me.

Wie dem auch sei. Ich bin jetzt angemeldet. Der Anästhesiebogen ist fein säuberlich ausgefüllt und retourgeschickt. Sogar dem Mann vom TelMed habe ich zeitnah Bescheid gesagt (was für eine beschissene Entscheidung, auf diese Weise Geld zu sparen). Die Kinder werden gehütet. Ich gehe morgens hin, bekomme eine kurze Vollnarkose, schnippschnapp, Füdliloch verstäten, ade mässi.

I‘ll keep you posted.

Cheers!

Hier gehts zum zweiten Teil der Geschichte: Vorhang auf, Mariske ab: heute wird operiert (und geweint).


Und das sagt der Mediziner zum Thema:

So unterscheidet man Marisken von Hämorrhoiden:

Im Gegensatz zu Hämorrhoiden sind Marisken keine Gefässpolster, sondern schlaffe Hautfalten rund um den Analausgang. Sie kommen bei 60% der Bevölkerung vor. Bei Frauen entstehen sie oft nach einer Schwangerschaft, weil sich die Analhaut aufgrund des Drucks auf den Beckenboden nach aussen verlagern kann.

Dann muss eine Mariske entfernt werden:

Im Normalfall sind Marisken harmlos, sie können aber zu einem hygienischen Problem werden. Wenn die Analhygiene aufgrund der Grösse der Hautfalte nicht mehr ausreichend möglich ist, steigt das Risiko von Infektionen und Juckreiz. Ein Kratzen oder Scheuern kann zu Rissen in der Analhaut führen. In solchen Fällen macht es auf jeden Fall Sinn, einen Arzt aufzusuchen und über die operative Entfernung zu sprechen.

Mariske: kleine Falte am Darmausgang. ©Armin Kübelbeck, CC-BY-SA, Wikimedia Commons

Autorin

Livia Seiler heisst im richtigen Leben nur fast Livia Seiler und hat nach zwei Kindern auch nur noch halb so viele Haare wie auf diesem Foto. Weil sie nicht möchte, dass bei Google zu ihrem Namen als erstes Füdliloch-Zeichnungen und andere Intimitäten auftauchen, schreibt sie unter einem Pseudonym. Sie ist Mutter von zwei Töchtern; und wenn die mal zeitgleich schlafen, schreibt sie oder sucht ihren Schlüssel.

Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 15. Januar 2019 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Any Working Mom existierte von 2016 bis 2024. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.


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16 Antworten

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  1. Avatar von Anne Kronen
    Anne Kronen

    Hallo, ich habe gerade deinen Artikel über dein „ Füdlil…“ gelesen. Obwohl ich nicht das gleiche Problem habe, habe ich doch sehr mit Dir mit gefühlt. Ich fand den Artikel sehr amüsant geschrieben obwohl es ein heikles Thema ist. Aber gerade deswegen mag ich solche Artikel. Dann habe ich weiter unten gelesen was du über deine Haare angedeutet hast „……und hat nach zwei Kindern auch nur noch halb so viele Haare wie auf diesem Foto…..“ das Problem teile ich leider mit Dir. Ich komme mal besser mal schlechter damit klar. Aber einen Artikel darüber das ich nicht die einzige bin und dann auch noch so einen amüsanten würde ich gerne lesen. Mach weiter so. Lg unbekannt

    1. Avatar von Livia Seiler
      Livia Seiler

      Vielen Dank für deine lieben Worte!
      Und auf die Haare warten wir am besten einfach noch ein bisschen… 😌

  2. Avatar von Vera
    Vera

    Der Artikel ist so toll, da möchtich doch -im richtige Läbe- grad der Livia ihre Freundin werden!!! Danke dafür. Und die Ehrlichkeit. And the laughter about life’s ridiculousness and absurdity.

    1. Avatar von Livia Seiler
      Livia Seiler

      🧡🤗🧡
      (Veras sind immer die besten Freundinnen)

  3. Avatar von Silv
    Silv

    Ha, ha, herrlich, Livia! Habe viel und laut gelacht. Hoffe, dass Wikileak demnächst Tonaufnahmen aus dem OP in Umlauf bringt. Und Du das blogmässig verarbeitest.

  4. Avatar von Mojel
    Mojel

    Sehr amüsant!
    Nach bereits mehreren Operationen anderer Art kann ich mich gut in deine Situation hineinfühlen. Zu wissen, dass man die tagelangen Schmerzen und Unannehmlichkeiten auf so humorvolle Art verarbeiten kann, hätte mir enorm geholfen. Vor zukünftigen Eingriffen ( hoffentlich nicht so bald) werde ich deinen Text nochmals wirken lassen…

  5. Avatar von Sara
    Sara

    Ahahaha…..made my day! Bester Artikel seit langem….
    Danke für diese Ehrlichkeit, und glaub mir, es ist kein Auslachen, was ich hier mache.
    Aber ich glaube, dass Humor immer noch der beste Weg ist mit so etwas klarzukommen. Und ich hatte auch schon sehr viele komische Sachen…

    1. Avatar von Livia Seiler
      Livia Seiler

      Danke, Sara! Falls mir mal die Füdlilöcher ausgehen, komme ich gern auf dich zurück zwecks Inspiration 🥳

  6. Avatar von Mary
    Mary

    Liebe Livia, hammer Beitrag, ich lache immer noch…eventuell weine ich auch, denn anhand deiner Schilderung muss ich sagen: ich teile glaubs dein Problem und finds nun grad erleichternd,dass ich nicht die einzige bin, yeah! Marisken vor, noch ein Toooor

    1. Avatar von Livia Seiler
      Livia Seiler

      😂🤗

  7. Avatar von Andrina
    Andrina

    Hoi Livia, ich bin gerade auf Deinen Eintrag gestossen, da ich in derselben Lage bin, und nun 2x Pech hatte, der erste Arzt sagte: ist mir eine Schuhnummer zu gross. Die angesagte OP, bei der ich auf 7Uhr bestellt wurde, aber dann nach 9 Std warten nicht durchgeführt wurde, da zu spät und ich unverrichteter Dinge wieder nach Hause ging 🙁 , nun meine Frage: wo hast Du es operieren lassen? Ich möchte nun wirklich eine kompetente Stelle finden, um es loszuwerden. Lg von einer enttäuschten Mariskenträgerin.
    Könntest Du mir per mail mitteilen, bitte?

    1. Avatar von Kali
      Kali

      Oh dürfte ich dies auch erfahren? Ich habe noch nicht einmal Kinder und habe bereits solch eine Mariske :-/ Danke vielmals… wie lange warst du arbeitsunfähig? Liebe Grüsse

  8. Avatar von Monique
    Monique

    Oh, ich fühle mit dir! Seit ich eine Bartholinitis operieren und eine sogenannte Marsupialisation durchführen lassen durfte, kann ich bei solchen Themen mitreden. Wusste damals auch nicht, dass es dies gibt und nun habe ich dank deiner interessanten, informativen und gleichzeitig amüsanten Schilderung wieder etwas Neues aus diesem Bereich gelernt. Ein grosses Dankeschön und von Herzen alles Gute!

  9. Avatar von Kathrin
    Kathrin

    Hallo liebe Livia, herrlich, dein Beitrag ist so klasse und ehrlich. Beim Suchen nach Erfahrungsberichten bin ich auf deinen Eintrag gestoßen, denn mr steht eine solche OP in Kürze bevor. Vielleicht bi ich mutig genug und berichte von meinen Erfahrungen. Viele Grüße

  10. Avatar von Josefa
    Josefa

    Ja, was ein ehrlicher Bericht, das gehört zu den Themen über die keiner spricht.
    Aber genauso habe ich es auch schon erlebt.-ein echtes Trauma-Drama
    War damals eine ambulante OP und am Abend zuhause bin ich umgekippt und mit Blaulicht nochmals 6 Tage in der Klinik gewesen.
    Nach 6 Wochen war die Wunde immer noch nicht verheilt.
    Jetzt 7 Jahre später soll das nochmal gemacht werden— Großzügig meinte der Proktologe…
    Was für eine Misere.. ein Alptraum dem ich keinen Feind wünschen würde.
    Gibt es da immer noch nicht sanftere Methoden?
    Wenn Aufs Klo gehen, was ich zu körperlichen Grundbedürfnissen zählen würde , zur Hölle wird, und das schon im Vorfeld weiß wird es echt kritisch.
    Was tun, frage ich mich.

  11. Avatar von Zora
    Zora

    Danke für Diesen wundervollen Bericht ❤️ Ich hatte die OP 2x. Ambulant, also ich war ca 30min da. Lokalanästhesie (aua!!!!!!) und ich habe trotzdem jeden Schnitt gespürt. Grausam…die Wunde war dann ca 2 Wochen offen und tat sehr weh…
    Nun weiss ich, wie viele Nerven in diesem Bereich sind!
    Hätte ich nur gewusst, dass dies auch unter Vollnarkose gemacht wird. Ich habe bei jeder Spritze und jedem Schnitt aufgeschrien und gewimmert.