Oh, Baby


Oh, Baby.

Du sahst aus wie Yoda, kurz nach der Geburt, wie eine kleine alte Frau, ein Tierchen, das sich schnüffelnd an mir festhält. Ich habe mich sofort in dich verliebt, und es war nicht das Morphin. Sondern Oxytocin an der Grenze zur Overdose. Wenn andere schreiben, „ich hätte Dich stundenlang anschauen können“, dann ist mir das zu kitschig.

Ich schaue dich stundenlang an. Dein Hälschen streckst du wie eine hungrige Schildkröte. Reisst die Arme hoch, wenn deine Schwester mit 70 Dezibel deinen Namen quiekt. Ich muss lachen, wenn du fiepst wie ein Meerschweinchen, meckerst wie ein Zicklein, wenn dein Schluckauf tönt wie eine Gummiente, auf die man draufgetreten ist.

Du bist mein drittes Wunder und man könnte meinen, ich hätte mich an euch gewöhnt. Been there, done that. Im Gegenteil, es hat mich noch schlimmer erwischt, oder vielleicht war es immer so, ihr drei habt mich verwandelt in ein demütiges, dankbares Geschöpf, das Herzchen in den Pupillen trägt und slig dauerlächelt ob so viel Glück. Ich finde auch das unerträglich kitschig.

Ein Beitrag geteilt von Andrea Jansen (@anyworkingmom) am 23. Mär 2017 um 4:42 Uhr

 

Seit bald drei Monaten bist du bei mir, auf mir, tags und nachts. Ich bin jetzt noch zehenfertiger geworden – kann mit dem Grossen die Nachttischlampe ausknipsen, wenn du auf meinem Bauch einschläfst. Wäsche aufhängen mit dir auf mir, Kniebeugen mit Gewicht, das ist mein Sport. Dein Vater nennt mich Känguruh. Aber ich will dich nicht ablegen, ich mag es, deinen Kopf in Kussdistanz. Vielleicht, weil du die Letzte sein wirst, die so lange so nahe bei mir ist. Die mich so braucht. Keinen Moment davon will ich verpassen.

„Und, wie ist es so mit drei?“ Alle wollen das wissen. Und dann sage ich: Es ist anstrengend, aber machbar. Vielleicht, weil du ruhiger warst als deine Geschwister. Ein Anfängerbaby, schon fast ein Buddha-Baby, immer zufrieden, meistens am Schlafen, zumindest die ersten fünf Wochen. Jetzt hast auch du Koliken, schreist dir jeden Abend den Tag aus der Seele, und auch das finde ich (im Moment noch): machbar. Einer schreit immer, bei uns, und abends bist es nun halt du.

Die Pausenlosigkeit, die deine Schwester als Nummer zwei in unser Leben gebracht hat? Wir kennen sie schon. Den Schlafmangel und die konstante Müdigkeit? Ist auch nichts Neues. Die Zeit, die mir und deinem Vater für uns fehlt? Hatten wir auch vorher nicht. Dafür haben wir dich. Haben wir euch.

Unsere intensivsten Wochen zusammen gehen langsam zu Ende. Wir kommen aus der Höhle gekrochen. Ich merke, mir kribbelt es unter der Haut, bin hin und her gerissen zwischen dem wohligen Gefühl, Känguruh sein zu dürfen und dem Wunsch, meinen Kopf und Körper auch wieder für mich zu haben. Und du, du entdeckst langsam deine Welt, deine Geschwister, deine Familie.

Das du dazu gehörst, kleine Meine. Es ist jede Anstrengung wert.

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22 Kommentare zu “Oh, Baby

  • Wow! So schön <3 Hat mich jetzt echt zu Tränen gerührt deine Worte an deine Kleinste. Alles Gute dir und deiner Familie!

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  • Muriel Schmitt

    Ach…”Dein Hälschen streckst du wie eine hungrige Schildkröte.” Meine Worte!! …und ich war bei jedem dieser Anblicke seelig. ♡ So schnell wandelt sich dieser “Newbornzauber” in eine andere schöne Babyzeit. Ein Geschenk und ein Gefühl für die Ewigkeit.:-)

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  • Tess Luternauer

    Mir war immer klar: 2 Kinder, mehr nicht. Ich bin ganz und gar keins dieser geborenen Superrelaxedmamis. Ich liebe Herausforderungen, ich bin völlig überstudiert und qualifiziert, ständig auf der Suche nach etwas Neuem, Besseren, Optimalerem. Ich liebe Sport, meine Freiheit! Nach Baby 1 wurde es mir schnell langweilig zu Hause. Mit Baby 2 kam zwar die Pausenlosigkeit. Zudem hatten wir immer etwas Pech mit Krankenhaus und kleinen Unverträglichkeiten. Nie etwas Schlimmes, aber doch immer zeit- und nervenintensiv. Dennoch: unterm Strich zufriedener, nicht mehr so rastlos.
    Der Wunsch? Ein drittes Kind! Woher das? Rational kann man das nicht erklären. Ob ich mich traue, mein Körper das verkraftet? I don’t know yet aber liebe Andrea, danke für deine Texte. Irgendwie ermuntern sie mich – egal wie wir uns am Ende entscheiden.

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    • Liebe Tess, vielen Dank für Deinen Beitrag! Ich bin auch far from superrelaxed. War ich schon immer. Von dem her: die Kinder machen mich nicht entspannter. Aber glücklich. Das muss nicht bei jeder Mutter so sein – ich hoffe, Du findest zu Deiner Entscheidung, oder noch besser: Sie findet dich 😉

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  • Mein 3. kleines Wunder (6 Wochen)auf mir liegend habe ich deinen Text gelesen und bin dabei nur 2mal fast eingeschlafen. ( seit ich Mami bin kann ich eigentlich fast nichts mehr lesen ohne einzuschlafen 😅🙄🙈) Deine Texte sind super und dieser spricht mir ganz besonders aus der Seele . Sie werden so schnell gross.. so schnell vergisst man die schlaflosen Nächte..
    Auch ich werde diese intensive Zeit ein letztes Mal in vollen Zügen geniessen! Augenringe uvm inklusive😍😉

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    • Liebe Nadine, ich bin ja sooo froh, bist Du nicht ganz eingeschlafen, haha! Vielen lieben Dank für Dein Feedback – der Text ist ein sehr persönlicher, so sehr, dass ich ihn fast nicht veröffentlich hätte. Um so schöner, wenn er Dir gefallen hat!

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  • Liebe Andrea, so schön geschrieben. Ich lese diesen Text mit meinem dritten Kind schlafend auf mir liegend (knapp 3 Monate alt) nach einem sehr anstrengendend Tag… und ja, ich kann dir in allen Bereichend nickend und selig lächelnd zustimmen! 🙂
    Danke für deine vielen ehrlichen Beiträge, sie motivieren zum “unperfekt sein dürfen” bringen einem zum schmunzeln.

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    • Liebe Jeannine

      herzlichen Dank für Dein liebes Feedback und herzliche Gratulation zu Deiner Leistung – zum dritten Mal!

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  • Liebe Andrea, ich habe soeben deinen Beitrag ”oh Baby” zum ersten Mal gelesen und hatte Tränen in den Augen! Vielen Dank, dass du ihn geschrieben hast! Deine wundervollen Worte beschreiben eins zu eins, was ich für meine zwei kleinen Jungs fühle, die mich jeden Tag von neuem zum Lachen bringen 🙂

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  • Wunderschön geschrieben!
    Ich habe auch 3 mit kleinen Abständen und der Text könnte von mir sein! Die kleinste ist jetzt 6Monate alt und hat gerade eine ganz “schlimme” Mami-Phase,aber es stört mich überhaupt nicht,dass ich soe die ganze Zeit trage. Ich glaube auch es ist,weil sie die letzte ist und ich das so nicht mehr haben werde… Vielleicht auch weil ich keine Zeit neben den Grossen habe zu überlegen wie ich es anders machen könnte oder zuversuchen ob ich sie doch weg legen könnte… Ich glaube auch,dass ich sie so geniessen kann weil es (fast)keine Überraschungen gibt-war alles schon mal da von Phasen über Erkältung bis Zahnen…
    Ich bin so unendlich dankbar,dass ich 3 so wundervolle Kinder habe!

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  • Einfach nur so schön und wahr geschrieben. Ich befinde mich nun auch im 3.Monat nach der Geburt von unserem 3.Kind. ich geniesse einfach nochmals ganz bewusst, atme so viel ich kann den Babyduft ein, beobachte wie sie im Schlaf ihr Gesicht verzieht, blabbere in einer schrecklichen Babysprache auf sie ein um ihr ein Lächeln zu entlocken und bin einfach nur unendlich dankbar. Trotz aller Anstrengung, Schlafmangel und beinahe-Nervenzusammenbrüchen haben wir den Entscheid für Kind Nummer 3 keine Sekunde bereut.

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