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«Welcher Körper wabbelt denn nicht, wenn man sich heftig bewegt?»

Beim Sex denken viele Frauen an ihren Körper, sind gehemmt wegen angeblicher Makel. Machen wir einen Perspektivenwechsel – zur Männersicht.

Körper von Frauen beim Sex - aus Männersicht www.mal-ehrlich.ch

Es ist ein heikles Terrain. Wie nehmen Männer die Körper von Frauen beim Sex wahr?

Ich habe einige Männer angefragt, ob sie sich dazu äussern möchten. Viele haben abgelehnt. Über den Körper einer Frau zu reden, fällt schwer. Die Männer wollen nichts Falsches sagen, möchten nicht verletzen – sie wissen ja, wie stark uns Frauen unser Körper beschäftigt.

Aber fünf sagten zu. Sie möchten zeigen, wie verunsichert sie sind. Wie wenig sie wussten und immer noch wissen über die Selbstwahrnehmung ihrer Sex- oder Lebenspartnerinnen. Wie traurig sie darüber sind, dass so viele Frauen tagtäglich und tiefgreifend mit ihrem Körper hadern. Und was sie sehen, wenn sie uns anschauen.

Wieso fragen wir überhaupt Männer nach ihrer Sicht?

Da der männliche Blick die Norm ist, müsste man da nicht dagegenhalten? Oder gibt es vielleicht nicht DEN männlichen Blick, ist er gar nicht so genormt?

Diese fünf Männersichten sollen im besten Fall zum Denken und Diskutieren anregen. Sie kommen aus einer anderen Perspektive, wortwörtlich. Einer Perspektive, die wir als Frauen vielleicht noch gar nie eingenommen haben.

Alain: «Frauen scannen ihren Körper nach angeblichen Unschönheiten »

Ich hatte viele verschiedene Sexpartnerinnen, wirklich viele. Mit ganz verschiedenen Körperformen, mit kleinen und riesigen Brüsten, mit glattrasierten und buschigen Vulvahügeln, mit glatter Haut und mit viel Cellulite, mit Akne oder mit vielen Muttermalen, mit Narben … ich sah die Vielfalt des menschlichen Körpers.

Und es gab keine einzige Frau, die wirklich akzeptierte, wie sie aussieht.

Ich bin ein sehr kommunikativer Typ, Frauen öffnen sich mir gegenüber, auch wenn wir vielleicht nur einmal zusammen vögeln. Also erfahre ich sehr rasch, womit sie hadern. Ich würde es so zusammenfassen: Frauen schauen sich nicht als Gesamtbild an, sie scannen ihren Körper ab nach angeblichen Unschönheiten. Man hat das Gefühl, dass sie nicht damit aufhören, bis sie was gefunden haben.

Als ob es gar nicht erlaubt wäre, sich okay zu finden.

Die eine findet ihre Knie unförmig, die andere ihre Muttermale hässlich, die dritte die Behaarung ihrer Arme zu dunkel, die vierte die Farbe ihrer Nippel komisch …

Ich meine: Häh?!

Die Einzige, mit der ich Sex hatte und die recht im Lot mit sich war: Eine Frau mit einem amputierten Bein. Sie sagte, es sei ein langer und schmerzhafter Prozess gewesen, sich nach der Amputation gern zu haben und den veränderten Körper anzunehmen. Aber sie habe dadurch auch gelernt, wirklich und in voller Ernsthaftigkeit zu sich zu sagen: «Es ist nur ein Körper. So what, wie genau er aussieht, solange er noch funktioniert.’

Mich beschäftigt sehr, wie Frauen sich selber betrachten und eine riesige Mängelliste sehen.

Jetzt habe ich eine Tochter und weiss nicht, wie ich ihr vermitteln soll, dass Körper einfach nur Körper sind. Dass es nicht wichtig ist, sich rundum und an jeder Stelle schön zu finden.

Und es stresst mich gewaltig, dass ich früher auch blöde Sprüche über Frauenkörper gemacht habe.

Körper von Frauen, eine Mägelliste? Aus Sicht der Männer nicht. www.mal-ehrlich.ch

Fernando: «Erektion ist nicht gleich wirkliche Erregung»

Ja, wenn ich mir zack-zack eine Sexgespielin basteln könnte, wäre sie wohl schlank und hätte grosse Brüste. Aber weshalb würde ich sie mir so bauen? Weil ich damit aufgewachsen bin, dass dies angeblich die Idealform einer sexy Frau ist.  

Und weil ich denken würde, dass andere Männer mich bewundern, wenn ich es mit so einer treibe. Uff, nur schon diese Wortwahl, die mir da rausgerutscht ist… erbärmlich, oder? Wir Männer sind auf dieses dumme Gschnurr so geprägt.

Mit der Frau an sich hätte es jedenfalls nichts zu tun. Wenn ich die Meinungen von aussen beiseitelegen kann und mich nur danach richte, was mich erregt, dann sieht es ganz anders aus.

Mich erregt jeder Frauenkörper, wenn ich die Frau mag.

Und wenn ich spüre: Dieser Körper möchte Sex, wirklich.

Was mich NICHT erregt, sind Frauenkörper, die sich irgendwie auf dem Bett rumräkeln wie in einem Musikvideo. So, dass es angeblich «möglichst vorteilhaft» aussieht, in Wahrheit aber einfach unbequem und unrealistisch wirkt.

Okay, stimmt nicht ganz: Ich kriege einen Ständer bei diesem Rumgeräkle. Ich kann Sex haben. Aber so richtig erregt, auch geistig, bin ich nicht.

Könnten wir vielleicht mal drüber reden, dass Erektion nicht gleich wirkliche Erregung sein muss?

Ingvar: «Was für ein Glück, ihren Körper altern zu sehen!»

Ich liebe den Körper meiner Freundin. Aber nicht wegen ihrer Brüste, ihres Hinterns oder so. Ich liebe zum Beispiel die Narbe an ihrem Oberschenkel. Eine Erinnerung an eine gemeinsame Wanderung, wo sie gestürzt ist und das ganze Gebirge zusammengeschrien hat. Es war dann gar nichts Schlimmes, aber wir müssen beide immer lachen, wenn wir an diesen Ausflug zurückdenken.

Oder ich liebe ihre Oberarme, die schon etwas wabblig sind. Wir sagten immer, wir bleiben zusammen, bis wir alt und wabblig sind.

Und irgendwie finde ich es schön, dass wir es nun schon 15 Jahre gemeinsam ausgehalten haben und ich tatsächlich sehe, wie ihr Körper altert. Was für ein Glück!

Beim Sex machen Frauen sich Sorgen darüber, wie ihr Körper aussieht. Die Sicht der Männer tut in diesem Fall sehr gut. www.mal-ehrlich.ch

Patrick: «Wieso ist Cellulite hässlich?»

Wenn wir im Doggystyle Sex haben, merke ich richtig, wie sie sich unwohl fühlt. Einmal fragte ich sie, ob ich sie auf diese Weise zu tief penetriere.

Sie verneinte und sagte, eigentlich würde ihr diese Position sehr gefallen, weil sie das Gefühl mag, wie mein Penis in sie eindringt und ich das in dieser Position am besten mehrfach hintereinander hinkriege, ohne irgendwie abzurutschen. (Auch so etwas, das sie in Pornofilmen nicht zeigen, wie oft man nicht so richtig trifft …) Und sie findet es schön, wenn ich von hinten mit den Händen an ihre Hüfte greife.

Dann druckste sie rum und gestand irgendwann den Grund ihres Unwohlseins:

Sie befürchtete, ihr Hintern sähe unsexy aus. Wie er wabbelt bei meinen Stossbewegungen.

Wie ich ihre Haare in der Po-Ritze sehen könne und ihren ungebleichten Anus. Und dann noch die Cellulite hinten an den Oberschenkeln. Und ihre tief baumelnden Brüste.

Ich war baff. Darauf wäre ich nie gekommen! Wenn ich Sex habe, gucke ich meine Partnerin an, aber ich suche doch nicht nach angeblichen Makeln! Welche Körperstelle wabbelt denn nicht, wenn man sich heftig bewegt?

Und wieso ist Cellulite eigentlich hässlich?

Es erregt mich, wenn sich ihr Körper im Rhythmus meiner Stösse bewegt. Haare zwischen Po-Backen stossen mich nicht ab, ich hab da übrigens selbst welche.

Und ich fände es eher eigenartig, wenn sie in ihrer Freizeit den Anus bleichen liesse statt etwas zu tun, was ihr gefällt. Vor allem, weil wir beide nicht so auf anale Stimulationen stehen und diese Körperstellen deshalb gar nicht in unser Sexleben einbezogen werden.

Viel lieber wäre es mir, sie kann beim Sex einfach abschalten und geniessen, was wir da gerade tun.

Es ist für mich nämlich viel unangenehmer, wenn ich ihre Verspannung bemerke – das törnt mehr ab als der Anblick von wabbelndem Fleisch.

Denis: «Brüste kippen zur Seite, sie sind weich»

Beim Sex in der Missionarsstellung hält meine Freundin immer ihre Brüste. Ich fragte sie, ob sie das stimuliere, sich an den Nippeln zu berühren. Und ich könne die Nippel gerne auch mal einbeziehen in dieser Stellung.

Sie sagte, dass sie die Brüste nur festhält, damit sie nicht zur Seite kippen.

Ich muss sie angeschaut haben wie ein Volldepp. Wieso tut sie das???

Brüste sind weich, das ist ja das Schöne an ihnen. Und wenn sie etwas zur Seite kippen, dann tun sie das halt. Dann kann ich die Stelle dazwischen küssen und dort riecht sie so gut, dort ist IHR Duft.

Porträtfoto von Anja Knabenhans - Chefredaktorin mal ehrlich AG

Autorin

Anja Knabenhans ist die Content-Chefin von mal ehrlich. Sie war viele Jahre Journalistin bei der NZZ und NZZ am Sonntag – als Schreibende oder Tätschmeisterin, manchmal auch vor der Kamera oder hinter dem Podcast-Mikrofon. 2017 stieg sie bei Any Working Mom ein. Neben ihrer Tätigkeit bei mal ehrlich macht sie ihr eigenes Ding mit ding ding ding. Während sie beruflich ihre Freude am Tüpflischiss auslebt, zelebriert sie daheim das familiäre Chaos. Sie ist Mutter von zwei Kindern im Schulalter.
SarahWeishaupt

Illustratorin

Sarah Weishaupt, geboren 1984, arbeitet als Grafikerin und freischaffende Illustratorin. Unter anderem für Magazine wie Surprise Strassenmagazin, easyjet Board-Magazin, Psychologie heute. Sarah hegt eine Passion für Pflanzen und Brockenhäuser. Sie lebt mit ihrem Partner und ihrem kleinen Sohn in Basel.

Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 20. April 2021 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Any Working Mom existierte von 2016 bis 2024. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.


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13 Antworten

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  1. Avatar von Alice
    Alice

    Wow, wie schade, dass ich diesen Artikel erst jetzt sehe! Ich haette gerne noch mehr gelesen, aber das war schon ein Augenoeffner… Ich habe selbst (natuerlich?) auch mit meinem Koerper gehadert, aber kuerzlich in Gespraechen mit Maennern aehnliche Rueckmeldungen erhalten. Und seien wir ehrlich, wenn es unsere Ehemaenner, Partner sagen, glauben wir es doch eh ein bisschen weniger, als wenn es Externe bestaetigen?
    Ich persoenlich kann jetzt auf jeden Fall entspannter durch die Welt und einfach mehr geniessen. Auch im Alltag, wenn es um meine Kleiderwahl geht. Ich bin ich, ich mag mich und es gibt auch Menschen da draussen, die das anziehend finden.

  2. Avatar von Dieter
    Dieter

    Die Resonanz auf die Rückmeldungen der Probanden ist so positiv, dass es mir fast wie Ironie vorkommt. Dabei finde ich sie völlig normal und teile sie.

  3. Avatar von Andi
    Andi

    Ich weiss nicht, ob jetzt diese fünf Männer besonders repräsentativ sind mit ihren politisch korrekten Aussagen, dass sie selbstverständlich nicht auf das Aussehen ihrer Sex-Partnerinnen achten. Sicher spielt das eine Rolle, allenfalls aber eher bei der Frage, ob es überhaupt zum Sex kommt. Allerdings sind sich die meisten Männer wohl sehr bewusst, dass sie selber auch keine Adonis (mehr) sind, und haben nicht unglaublich hohe Ansprüche.
    Ausserdem ist im Bett dann vieles wichtiger als das Aussehen. Nämlich das Verhalten der Frau. Dass sie selbstbewusst auftritt, Freude hat, offensichtlich Lust empfindet, zeigt was sie will. Und natürlich fällt dann viel eher auf, was am Körper der Frau alles attraktiv und anregend ist, als irgendein Makel. Ausser dieser wird auffällig versteckt.
    Insofern gibt es nichts Schlimmeres, als eine Frau, die wie ein Stock im Bett liegt, unsicher, verklemmt, weil ihre Gedanken nicht beim Sex sind, sondern bei irgendwelchen völlig unnötigen Befürchtungen.
    Bleibt die Frage, warum das eigentlich dennoch so verbreitet ist. Schade eigentlich!

    1. Avatar von Elena
      Elena

      Moin Andi,
      warum es immer noch so ist, dass Frauen sich nicht in ihren Körpern wohlfühlen? Für mich ganz einfach: andere Frauen! Leider ist es immer noch gang und gäbe, dass Frauen an anderen scheinbare Makel suchen, um sich wahrscheinlich selber besser zu fühlen. Bodyshaming geht in meinen Augen häufiger von Frauen als von Männern aus.
      Also sagt uns Frauen gern häufiger, dass ihr uns so begehrt, wie wir sind und irgendwann glauben wir es auch 😉
      Viele Grüße, Elena

  4. Avatar von Franziska
    Franziska

    Ich habe beim Aktzeichnen gelernt, dass jeder Körper schön und interessant ist. Am langweiligsten war es, eine durchtrainierte Tänzerin zu zeichnen. Keine Kurven, keine Falten, rein gar nichts.

  5. Avatar von Jennifer Di Gesualdo
    Jennifer Di Gesualdo

    Bitte bitte schreib mehr von den Sichtweisen der Männer. Es wird so viel über das Gemüt der Frau philosophiert… dabei ist es ebenso interessant und hilfreich auch zu wissen wie Männer denken.
    Danke für den tollen Artikel.

  6. Avatar von Antonia
    Antonia

    Auch ich schliesse mich an. Wie wertvoll, danke euch Männer für eure Beobachtungen, Aussagen und liebevollen Hinweise! … irgendwie unnnheimlich heilsam…

  7. Avatar von Karin
    Karin

    Danke für diese spannende Sicht! Sehr wertvoll, sich die Aussagen dieser Männer mal zu Gemüte zu führen.

  8. Avatar von Julia
    Julia

    Vielen Dank für diesen Artikel! Schon traurig wie wir Frauen von falschen Bildern in den Köpfen der Männer ausgehen.

  9. Avatar von Lyanna
    Lyanna

    ich finde sie Aussagen der Männer sehr reif, realistisch und durchdacht.. Danke!

  10. Avatar von Nadin
    Nadin

    Danke liebe Männer!

  11. Avatar von Renata
    Renata

    Letztens hat Pony M. Zu den vermeintlichen Makeln des Frauenkörpers gepostet und einen Mann, der kommentierte „uns Männern macht das nichts aus“ ziemlich scharf gebodigt mit „aber vielleicht geht es hier nun mal nicht um die Männer“. Das mag so sein, aber Euer Beitrag zeigt, wie in den meisten Fällen (auch aus meiner Erfahrung) die Männer uns Frauen schön finden. Und natürlich ist es wichtig, dass man sich selbst schön finden kann. Aber warum so ein Theater um jeden Makel machen vor einem Mann, der einen schön findet? Man erreicht damit ja nur das Gegenteil, von dem, was man möchte: Man gefällt dadurch nicht. Zu diesem Thema finde ich ausnahmsweise mal: Arme Männer, echt.