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Ein Kaiserschnitt ist keine bequeme Geburt!

Frauen, die per Kaiserschnitt gebären, müssen sich oft dafür rechtfertigen. Dabei ist auch er eine richtige Geburt. Ein Erfahrungsbericht.

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Frauen, die mit Kaiserschnitt gebären, müssen sich oft dafür rechtfertigen. Dabei ist eine operative Geburt keinesfalls "the easy way out". Ein Erfahrungsbericht.

Ich gehöre zu dem einen Drittel der Frauen in der Schweiz, die ihre Kinder per Kaiserschnitt zur Welt gebracht haben.

Ich gehöre ebenfalls zu den drei Dritteln dieser Frauen, die das Gefühl haben, sich dafür rechtfertigen zu müssen.

Ich erkläre, auch oft ungefragt, dass mein Sohn und ich vor hundert Jahren oder in einem Drittweltland heute nicht mehr am Leben wären, weil irgendwann die Geburt still stand und es irgendwann auch unsere Herzen getan hätten. Obwohl das ja eigentlich gar niemanden etwas angeht. Und ich mittlerweile so viele Geschichten kenne, die meiner eigenen ähneln.

Muss ich mich als weniger gute Mutter fühlen, weil ich die Schmerzen der letzten Presswehen nie erlebt habe (und nie erleben werde)?

Habe ich mit dem Kaiserschnitt den «easy way out» gewählt, eine Ansicht, die sich immer noch hartnäckig hält?

Als würde man bei einem Kaiserschnitt ins Spital hüpfen, sich kurz wie fürs Augenbrauenzupfen auf den Schragen legen und dann eine halbe Stunde später mit immer noch perfektem Make-up das erste Selfie mit dem Neugeborenen auf Instagram posten?

So läuft das nämlich nicht. Wer sich verächtlich mit hochgezogenen Augenbrauen über die «Goldküstenmuttis» lustig macht, wer herablassend über die vermeintliche Motivation der Gebärenden ätzt, die ihr Baby operativ zur Welt bringen, wer meint, das sei feige Kapitulation, hat selber nie einen Kaiserschnitt und die Tage danach erlebt.

Ein Kaiserschnitt ist eine Operation, kein Besuch bei der Kosmetikerin.

Spätestens im Operationssaal verabschiedet man sich von den euphorischen Gefühlen und dem warm-flauschigen «Nesting», mit dem man sich in den Wochen vor der Entbindung auf den neuen Menschen im Leben gefreut hat.

Jetzt ist es kalt. Im wahrsten Sinne des Wortes, weil der Anästhesist mit einem eiskalten Metallstab über den unteren Bauchbereich fährt und testet, ob die Peridural- oder Spinalanästhesie gewirkt hat. Der Puls geht schnell, der Partner oder die Partnerin ist noch nicht da, erhält im Nebenzimmer die sterile Kleidung.

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Die Schmerzen während der eigentlichen Geburt sind gering, dank der PDA. Es ist ein vehementes Ziehen, ein ruppiges Ruckeln; man ist froh, nicht mitzukriegen, was in der unteren Körperhälfte genau passiert. Vorstellen will man es sich auch nicht, und denkt intensiv an das, was jetzt hoffentlich gleich da ist: das Baby.

Mit dem Baby kommt – in den meisten Fällen, leider nicht in allen – auch die Euphorie zurück, die Freude, und man vergisst, dass der Gynäkologe in jenem Moment die eigene Bauchdecke zutackert, die er zuvor tief und durch alle Schichten aufgeschnitten hat.

Spätestens ein paar Stunden später aber erinnert ein stechender Schmerz daran. Zusätzlich zu den Nachwehen meldet sich auch die frische Narbe, und lässt sich nur mit scharfem Geschütz besänftigen. Husten, Lachen, Pinkeln stehen ausser Frage. Frau hängt an Infusion und Katheter.

Die Kaiserschnitt-Geburt ist vielleicht schmerzfrei, aber auch sie hinterlässt Narben.

Während die Mütter, die vaginal geboren haben, mit ihren Babys ins Wickelzimmer spazieren, humpelt man selber am zweiten (und auch noch am vierten) Tag gekrümmt wie ein Gipfeli durch den Gang. Das Baby selber zu tragen, steht nicht zur Diskussion. Und auch den Erstgeborenen richtig zu umarmen, musste ich beispielsweise nach der Geburt meiner Tochter meinem Partner überlassen.

Der Damm bleibt vielleicht unversehrt, aber auch der Kaiserschnitt hinterlässt mehr als eine Narbe.

Ein Kind zur Welt zu bringen ist eine blutige und anstrengende Leistung, in jedem Fall.

Eine Frau, die einen Kaiserschnitt wählt oder sich für ihn entscheiden muss, macht die Geburt nicht lächerlich, wie eine Psychologin einst im Mamablog behauptete. Sie ist nicht feige. Nicht bequem. Nicht minderwertig. Sie muss sich nicht rechtfertigen.

Sie ist eine Mutter und hat eine Geburt geschafft. Und sollte darauf stolz sein dürfen.

Autorin

Andrea ist Unternehmerin, Stiftungsrätin, Journalistin und Mutter von drei Kindern. 2016 hat sie Any Working Mom gegründet und lange als CEO geführt. Davor war sie einige Jahre als Fernsehmoderatorin für das Schweizer Fernsehen auf Bühnen, Rinderfarmen und meistens eher einfach als luxuriös unterwegs. Sie reist gerne durch das Leben und um die Welt, versucht, weniger zu micromanagen und mehr zu schlafen.

Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 20. März 2017 bei Any Working Mom, auf www.anyworkingmom.com. Any Working Mom existierte von 2016 bis 2024. Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch zu finden.

Eine ähnliche Version dieses Textes erschien im Oktober 2016 im Mamablog des Tages-Anzeigers.


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32 Antworten

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  1. Avatar von
    Anonymous

    “… Gekrümmt wie ein Gipfeli…” mir kommen die Bilder und Emotionen wieder “opsi”… genau so war es.
    An den ersten 2 Tagen gab es Stunden, da wäre ich vor Schmerz am liebsten aus dem Fenster gesprungen. Die Antwort der Pflege: “man kann da nichts machen, sie müssen aushalten.”

  2. Avatar von Silvia
    Silvia

    Ich habe zwei Kaiserschnitte erlebt. Der erste, nachdem wir wohl alles versucht haben, damit unsere Tochter ‚normal’ auf die Welt kommen kann. Da ich einen Notkaiserschnitt vermeiden wollte, entschieden wir uns (Mann, Hebamme und Frauenarzt) – nachdem die Herztöne des Ungeborenen unregelmässig schlugen – zu einem Kaiserschnitt. Beim zweiten Kind habe ich mich dann nach langen Gesprächen mit der Hebamme bewusst für einen Kaiserschnitt entschieden. Ich war damals bereits 39 Jahre alt und habe mir gesagt, dass ich mir und allen anderen nicht noch etwas beweisen muss.

    Mittlerweile sind unsere Kinder 12 und 10, gesund, munter und bereiten uns Freude. Sie sind eher ruhig, nicht so Wildfänge. Hab ich nicht mal gelesen, dass Kaiserschnittkinder eher gemütlich unterwegs sind😉? Das wäre wohl auch wieder ein separates Thema um viel darüber berichten zu können!

  3. Avatar von regelschmerzen
    regelschmerzen

    Klasse Beitrag! Als selbst betroffene Patientin sind
    mir die Probleme geläufig. Nach vielen Arztbesuchen kam ich
    nicht voran. Abhilfe kam erst, als ich ein präzises Protokoll führte.
    Heute kann ich die Probleme therapieren und fühle mich viel besser.

  4. Avatar von Ale
    Ale

    Ihr lieben – ich finde es toll wie ihr euch dazu gibt! Ich hatte zwar keinen kaiserschnitt, finde es aber absolut daneben wie man frauen immernoch runterzieht indem man kaiserschnitt von “normal” geburten trennt. Eine geburt ist eine geburt – das energebnis zählt dass mutter und kind wohlauf sind. Wie beschrieben würden heute gut ein drittel der frauen während oder nach der geburt sterben hätten wir den “luxus” der modernen medizin und somit den kaiserschnitt nicht! Um ehrlich zu sein, ich hatte mehr angst vor einem kaiserschnitt und den folgen als vor der normalgeburt 😖 Ein kaiserschnitt ist keinesfalls immer die einfachere lösung und man spühre kein schmerz – genau wie bei allem gebrten ist jede einzigartig und am schluss ist frau einfach froh ihr baby im arm halte zu dürfen.
    Das ist meiner meinung nach das zählt, und nicht die art wie es zur welt kam.

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Danke, Ale!

  5. Avatar von paola kobelt
    paola kobelt

    nein, ein kaiserschnitt ist nicht per se verwerflich und das ausspielen der natürlichen geburt gegen die geburt mittels kaiserschnitt finde ich eh blöd. blöd finde ich es allerdings auch, wenn – wie in einem film über geburten in brasilien gesehen – den frauen nur diese option vorgschlagen, bzw, quasi aufgedrängt wird, weil es für die klinik und die ärztin/ den arzt halt praktischer ist, weil planbar…den frauen erzâhlt wird, dass eine natürliche geburt zuviele risiken birgt…dann, ja dann habe ich mühe mit dem kaiserschnitt. aber sonst finde ich die diskussion eher unnötig. genauso verhält es sich mit dem stillen… wer es will, kann und gern tut: ok. wer nicht: auch gut. eine gute mutter zu sein misst sich sicher weder am einen noch am andern. und das ist dann grad wieder ein thema über das sich trefflich streiten lâsst: was ist eine gute mutter? ….ui ui..lassen wir das grad wieder…

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Liebe Paola, da hast Du natürlich recht, und das ist übrigens nicht nur in Brasilien so, sondern habe ich hier auch schon gehört. Thematisch geht es dann aber in die Diskussion um die Selbstbestimmung der Geburt, die dadurch gefährdet wird. Vielleicht magst Du dazu auch folgenden Post lesen, der eine ganz andere Seite beleuchtet (aber ebensowenig werten will, sondern ein Plädoyer für Selbstbestimmung ist):https://mal-ehrlich.ch/mein-koerper-meine-geburt-der-wunsch-nach-mehr-selbstbestimmung/

  6. Avatar von Marianne
    Marianne

    Auch ich habe meinen Sohn schlussendlich morgens um 2 per Kaiserschnitt zur Welt gebracht und sogar schon das zuschnurpfen hat geschmerzt. Vom ersten Mal aufstehen schon gar nicht zu sprechen.
    Und trotzdem hatte ich eine wunderbare Geburt. Als man uns sagte, der OP sei jetzt bereit und man werde uns nach unten bringen, fuhr es in mich, dass ich in +- 10 Minuten meinen Sohn werde kennenlernen. Die Intensität dieses Gefühls werde ich nie vergessen. Vielleicht wars nicht die Märchengeburt, aber es war meine und die meines Sohnes und nicht zuletzt seines Vaters und sie war wunderbar. Punkt.

  7. Avatar von Himmugüegeli
    Himmugüegeli

    “Während die Mütter, die natürlich geboren haben, mit ihren Babies ins Wickelzimmer spazieren, humpelt man selber am zweiten (und auch noch am vierten) Tag gekrümmt wie ein Gipfeli durch den Gang…”

    Aus meiner Erfahrung stimmt es nicht, dass man nach einem Kaiserschnitt länger für die Erholung braucht. Ich selbst hatte das Glück, natürlich gebären zu können, doch es lief auch nicht alles nach Wunsch. Ich brauchte 3 Monate, bis ich erholt und (mehr oder weniger) schmerzfrei war! Die Schmerzen nach der Geburt waren unerträglich (Steissbein, Damm). Da war nix von friedlich durch die Gänge spazieren und wickeln, denn ich zitterte noch tagelang und hatte enorme Kreislaufprobleme. Eine Kollegin konnte einen Monat nach ihrem Kaiserschnitt einen Tagesausflug zu Verwandten machen. Daran war bei mir noch nicht zu denken, da ich immer noch kaum sitzen konnte.

    Ich finde, wir sollten aufhören, den Kaiserschnitt mit der natürlichen Geburt zu vergleichen. Beide Arten können schön oder weniger schön sein, und es braucht so oder so viel Zeit, sich zu erholen. Eine Geburt ist in jedem Fall eine Grenzerfahrung für jeden Körper.

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Liebes Himmugüegeli, vielen Dank für Deinen Input und das Teilen Deiner Erfahrung. Im Text geht es genau darum, was Du im letzten Satz geschrieben hast: Die Grenzerfahrung für jede Frau, egal, wie sie ein Kind auf die Welt bringt. Leider ist es in einem Text nicht möglich, jede einzelne Geschichte abzubilden oder jede Möglichkeit zu nennen – die einzige Subjektive, die ich kenne, ist meine. Umso besser, wenn dann Leserinnen wie Du ihre Erfahrungen als Ergänzung mit uns teilen.

      1. Avatar von Himmugüegeli
        Himmugüegeli

        Ja genau – jede Geburt ist eine Grenzerfahrung und selten so wie man es sich wünscht. Es ist gut, gibt es den Kaiserschnitt für Notfälle, sodass die Geburt in unserem Land heute nicht mehr lebensgefährlich ist. Frauen, die sich wünschen, natürlich zu gebären und das Ganze dann in einem Notkaiserschnitt endet, kenne ich einige. Dass sie sich dann noch rechtfertigen müssen finde ich ganz schlimm. Ich bin dankbar, dass es bei mir nicht so rausgekommen ist.

        Es gibt viele, die glauben, nach einer natürlichen Geburt sei alles tip top, daher habe ich meine Erfahrung hier geteilt. Ich ging auch mit der Vorstellung ins Spital, dass die Geburt lang und schmerzhaft sein könnte, dass ich aber nachher rasch erholt sein würde. Zum Glück wusste ich nicht im Voraus, was noch alles auf mich zukommen würde.

        Noch was zum Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen.. bei mir hat es mit dem Stillen nicht geklappt. Ich war nach der Geburt dermassen durch den Wind, dass ich keinen Milcheinschuss bekommen habe und noch im Spital abstillen musste. Dabei soll das Stillen doch das Beste für das Baby sein. Und ich wollte das Beste für mein Baby!! Nach der Geburt kam von vielen die Frage, wie es mit dem Stillen laufe, und jedes Mal brach ich in Tränen aus und musste erklären, dass es nicht ging. Das war damals sehr schlimm für mich.

  8. Avatar von Honeybee
    Honeybee

    Liebe Andrea, es war natürlich nicht der Fokus das Artikels, das war mir schon klar. Sorry furs “Hijacken” dieser Kommentarspalte! Es ist mir beim Lesen des Artikels und der Kommentare durch den Kopf gegangen. Offen gestanden habe ich Mühe damit, dass Gebärende den Kaiserschnitt einfach wählen können ohne medizinische Notwendigkeit. Und damit verurteile ich sie vielleicht? Was ich eigentlich auch nicht gut finde…

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Ja, vielleicht, denn wo beginnt die medizinische Notwendigkeit? Was, wenn das Problem ein psychisches ist? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass irgend eine Frau, die sich eingehend mit dieser Operation befasst hat, sich ohne zu überlegen für diesen Weg entscheidet. Aber natürlich hast Du ein Recht auf Deine Meinung und danke für’s hier teilen!

  9. Avatar von Lisa
    Lisa

    Ich habe beides erlebt, 1. und 3. Kind ohne Kaiserschnitt, 2. Kind mit Kaiserschnitt. Er kam 6 Wochen zu früh wegen Blasensprung und lag quer. Vor 100 Jahren wären wir beide gestorben. Und ich fahre jedem, der über gewünschte Kaiserschnittgeburten lästert ganz schnell über den Mund. Und betone jeweils, dass das schöne am “normal” Gebären nicht die Wehen und das Pressen sind. Ebenfalls sind nicht die Schmerzen beim Pressen das schöne an der “normalen” Geburt. Das schöne daran ist einzig und allein, dass man nach der Geburt meistens keine Schmerzen mehr hat und theoretisch aufstehen und heimgehen kann. Die Kaiserschnittgeburt wird von Menschen ohne diese Erfahrung oft als verweichlichte Variante der Geburt angesehen, man gebärt ja ohne Schmerzen. Ja sowas kann nur jemand behaupten, der das nie erlebt hat. Natürlich hat man keine Schmerzen während der Geburt, das danach sehen die wenigsten.

    Leben und leben lassen, das ist meine Devise. Wenn jeder so gebären darf, wie er es möchte, dann ist das doch der Idealfall. Will jemand lieber einen Kaiserschnitt, dann ist das doch super. Ist man eine bessere Mutter, nur weil man das Kind selber herausgepresst hat? Mit Sicherheit nicht, ich liebe alle 3 unendlich und die Geburtsart steht an letzter Stelle.

    Das allerschönste an jeder Geburt ist eh, dass man danach ein Baby hat, ein geliebtes Kind. Wie es herausgekommen ist, das ist egal. Und das geht wirklich keinen etwas an…
    Ich wünsche Euch einen schönen Tag.

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Liebe Lisa, vielen Dank für Deinen Kommentar. Und übrigens, auch während des KS kann man Schmerzen haben. Leider ist aber auch das ein Thema, über das kaum jemand spricht.

  10. Avatar von Honeybee
    Honeybee

    Ich finde, was schon kritisch betrachtet warden darf und soll, ist die Kaiserschnittrate in der Schweiz insgesamt. Die ist mit ca. 32% ziemlich hoch und es gibt starke Unterschiede zwischen den Kantonen. Es stellt sich doch da schon die Frage, ob es Frauen gibt, die den (vermeintlich?) einfachen Weg wählen oder ob Ärzte Kaiserschnitte empfehlen, obwohl es medizinisch nicht indiziert ist? Das hat aber natürlich nichts tun mit irgendwelchen idiotischen selbstbeweihräuchernden Hashtags.

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Natürlich darf man die kritisch betrachten, nur ist das ja nicht der Punkt dieses Artikels. Er hat einen anderen Fokus. Und ja, ich weiss tatsächlich von Ärzten, die ausschliesslich KS empfehlen. Und natürlich gibt es Frauen, die vorneweg diesen Weg wählen. Was ich sagen will: Wir alle müssen endlich aufhören, über andere Mütter zu richten (oder was ist die korrekte Übersetzung von “don’t judge”?). Ich selber gehe davon aus, dass die Rate eben auch so hoch ist, weil viele Frauen die Vorstellung kriegen, es sei so eine einfache Sache. Auch dieses Bild will dieser Post widerlegen. Auch wenn natürlich gesagt werden muss, dass es Frauen gibt, die einen sehr einfachen, schönen KS ohne Nachwirkungen erlebt haben, so wie es viele Frauen gibt, die von einer wunderbaren natürliche Geburt berichten. Aber: you never know what you’re gonna get 😉

  11. Avatar von neanoa
    neanoa

    Liebe Andrea,
    Ein sehr gelungener Text, den sollte man in jede Klinik, jedes Geburtszimmer pinnen. Denn leider müssen sich immer noch sehr viele rechtfertigen, leider oft zu Unrecht. Danke für diese Zeilen.

  12. Avatar von Sandra
    Sandra

    Ich finde nicht, dass die Psychologin, auf die du verlinkst, den Kaiserschnitt lächerlich macht! Sie kritisiert die zunehmende betriebswirtschaftliche Sicht auf Gesundheit und dass damit Müttern Zeit und Gelegenheit genommen werden, sich auf das Natürliche einzulassen. Sehe ich auch so! Aber letztlich sollte frau sich weder für das eine noch das andere rechtfertigen müssen (darin sind wir Mamis Spezialistinnen – im fragenden Blick + im Rechtfertigen + im schlechten Gewissen … leider).

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Vielen Dank für Deine Meinung, Sandra. Ich mag es, wenn auch mal jemand kritisch ist. Und mit Deinem letzten Satz hast Du natürlich völlig recht.

  13. Avatar von Wuschel
    Wuschel

    Ging mit der Vorstellung einer Wassergeburt ins Spital ( Wehen setzte Sonntagsnachts 2:30 von Anfang an im 8 Minuten Takt ein) Montag zur Kontrolle, wieder nach Hause- immer 8 Minuten- Dienstagvormittag wieder ins Spital, musste bleiben. Am Nachmittag wurde die Fruchtblase aufgestochen, dann setzten die Presswehen ein,( bis hier läuft alles normal) dann aber 1,5 Stunden am Stück ohne zwischen Pausen, nacheinander!!! Der kleine würde zum Sternengucker, Herztöne im Keller, ich nach der ganzen Zeit ohne Schlaf, essen und den Schmerzen am anschlag, wurde ein Notkaiserschnitt gemacht. Im OP traumatisch, die pda wirkte nicht richtig,( meine 1.OP) schmerzen pur, den kleinen Mann durfte ich einige Minuten anschauen, bevor ich endlich durch die Narkose und ohne Schmerzen einschlafen durfte. Die Geburt war Dienstagabend 20:20. Das war Horror pur, am nächsten Vormittag gefläscht von den medis, aber stolz auf meinen kleinen Mann!!!! War am Nachmittag bereits wieder auf den Beinen.

    Kind 2
    Wollte sich einfach nicht drehen, sass wie ein Buda im Bauch ?.
    Äusserliche Drehung in der 39. Woche war mir zu heiss, 50% Chance gleich in den OP zu müssen, Steissgeburt wird nach einem KS nicht gemacht, zu gefährlich für mich und das Baby. Also folge halt ein geplanter KS. Diese verlief besser als die erste. Am nächsten Tag bei der Visite zum Staunen vom Chefarzt war ich schon wieder auf den Beinen. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen ohne viele Medikamente. Was mir mehr wehtat , waren die Nachwehen, die fand ich brutal.
    Ich hätte nie das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen wegen dem KS. Ich denke es kommt auf die Situation und persönliche Erwartungen an, die die Frauen selbst entscheiden müssen- gewollt oder auch nicht.

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Vielen Dank für’s Teilen! Und ja, am besten, man erwartet gar nichts und lässt sich einfach darauf ein. Man weiss nie, wie’s kommt.

  14. Avatar von Martina
    Martina

    Ich finde es so schade, dass wir uns als Mütter für alles irgendwie rechtfertigen sollen (oder uns zumindest uns oft gezwungen fühlen, es zu tun…). Ich habe zwar “natürlich” geboren, aber es käme mir nie und nimmer in den Sinn, jemanden für einen KS zu verurteilen. Und der Hashtag “selbstgeboren” geht ja nun gar nicht (das regt mi jo scho nur uff, wennis ghör!). Ob natürlich oder KS: Geburt ist Geburt und diese ist oft kein Wunschkonzert.
    Nach der Geburt geht es dann weiter mit dem Thema “Stillen”… da fängt’s bei mir mit der Rechtfertigung an.
    5 Tage alles versucht, damit ich meine Kleine “natürlich” füttern kann. Bis zur Erkenntnis: ohne Milch, kein Stillen und deshalb Übungsabbruch. Was musste ich mir schon anhören “hättest es nur genug lange probieren müssen…” (jä isch klar… tzäää). Seit ich mich damit abgefunden habe, dass es halt nicht bei allen so klappt wie geplant, sind wir sehr entspannt und wenn sich jemand dazu gezwungen sieht, mich dafür zu kritisieren, soll er/sie halt… meistens gelingt es mir ganz gut, solche Diskussionen im Keim zu ersticken. Aber dann gibt es halt solche Tage, an denen es nagt…

    “Piis und Blüemli für alli” 😉

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Jaaaa, Piis und Blüemli! Word! 😉

  15. Avatar von staublos
    staublos

    Danke für diesen Post!
    Hier 2x Kaiserschnitt mit dazugehörigen Fragen und schlechtem Gewissen. Ist mein Kind so anfällig auf Husten, weil er nicht durch den Geburtskanal gepresst wurde und ich eigentlich schuld daran bin…
    Kaiserschnitt1 war genau so wie bei dir bschrieben. Kaiserschnitt2 war viel einfacher, mit weniger Schmerzen und früher nach Hause gehen. Trotzdem wird einem immer das Gefühl gegeben, man hätte versagt. Auch wenn ich das alles total sachlich sehe, ertappe ich mich manchmal, mich rechtfertigen zu wollen.
    Liebe Grüsse
    Katarina

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Liebe Katarina, danke für’s Teilen. Ich unterschreibe, was meine Hebamme bei der ersten Geburt gesagt hat: Jede ist anders. Aber jede ist eine Leistung.

  16. Avatar von tina
    tina

    das hab ich auch schon oft gedacht; dass vor 100 jahren oder so im besten fall eine von uns beiden tot wär, die kleine hatte die nabelschnur 2x um den hals, und als die presswehen anfingen gingen ihre herztöne runter. da gings dann relativ schnell mit bauch aufschneiden. hatte “zum glück” schon eine überdosierte pda intus (war vom dekolleté an quasi gelähmt, o-ton anästhesist; ups, da hab ich wohl etwas zu viel erwischt) und man konnte schnell handeln. hab das ganze eher traumatisch erlebt und in erinnerung, und auch die tage danach mit frischer narbe und dem erlebten in den knochen waren nicht vor glück überschäumend wie man das zuvor erwartet hat, und auch z.t. auch vermittelt bekommt. und wenn ich nun lese dass eine psychologin geschrieben hat mit einem kaiserschnitt mache man die geburt lächerlich fallen mir dinge zu dieser dame ein welche ich besser für mich behalte, ich habe schließlich anstand. und all dem erlebten zum trotz bin ich gottenfroh dass die moderne medizin hierzulande in der lage ist und die mittel hat so rasch und professionell zu reagieren, denn sonst gäbs uns wahrscheinlich beide nicht nicht mehr. besagte psychologin sollte vielleicht besser den beruf wechseln.

  17. Avatar von Ju
    Ju

    Ich habe mich aus freien Stücken, ohne jegliche Not für den KS entschieden. Und ich erkläre, rechtfertige mich schon lange nicht mehr dafür. Nichts von dem im Text Beschriebenen habe ich so erlebt. Es war nicht kalt im OP, ich hatte ein Ruckeln und Ziehen erwartet, nichts davon habe ich gespürt. 6 Stunden später(nachdem die SPA völlig abgeklungen war) bin ich aufgestanden, zum Klo, abends war ich duschen und am nächsten Tag im Park spazieren. Schmerzen? Erträglich bis kaum vorhanden. Schmerzmittel brauchte ich ab dem 3. Tag nicht mehr. Ich habe mich selbst um mein Kind gekümmert, inclusive wickeln, baden usw,, habe Besuch empfangen, habe gelacht und meine Entscheidung bis heute in keinster Weise bereut.
    Ein KS ist genau so eine Geburt wie die vaginale Entbindung, keine Frage. Ein KS ist eine OP, kein Besuch bei der Kosmetikerin, auch richtig. Aber er muß nicht zwingend mit all dem Negativen verbunden sein, welches im Text beschrieben ist.

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Liebe Ju, nein, muss er nicht. Und so negativ sollte das auch nicht tönen, sondern einfach realistisch. Wenn Du es anders erlebt hast, ist das doch wunderbar. Das ist Dein individuelles Erlebnis, so wie meines auch.

  18. Avatar von Katharina
    Katharina

    Da gabs ziemlich genau vor zwei Jahren diesen unsägerlichen Hashtag “selbstgeboren”, unter dem Frauen von ihrer “richtigen”(tm) Geburt berichten sollten….. Da geht mir schon beim Drandenken der Blutdruck auf 180…. Darf ich das hier verlinken?
    http://mamahatjetztkeinezeit.ch/2014/03/29/was-zum-teufel-heisst-hier-nicht-selbstgeboren/

    1. Avatar von Andrea
      Andrea

      Klar darfst Du – danke! Dann werde ich mich jetzt wohl gleich ein wenig aufregen dürfen.

  19. Avatar von Christine
    Christine

    Vielen Dank!!
    da bin ich wohl nicht die einzige die sich immer zu rechtfertigen versucht, manchmal habe ich das Gefühl sogar vor mir selbst..!
    Nach dem Not-Kaiserschnitt brauchten mein kleiner und ich lange bis wir uns mit dieser ganzen Geburt arrangiert hatten.
    Mittlerweile kann ich damit umgehen das ich es nicht “Normal” gekonnt hatte, nie können werde, das ich nach der Geburt nicht gleich diese erwartete Euphorie spürte von der alle reden. Die Euphorie kam dann schon, nur nicht gleich.
    Bald wird er 2 Jahre, der Kaiserschnitt ist vergessen, nur die Narbe zieht ab und an noch etwas.
    Und wenn jemand mit grossen Augen fragt, “was das 2 wird jetzt auch ein Kaiserschnitt” mit diesem gewissen Unterton, sage ich einfach, es geht halt nicht anders und versuche mich nicht bewertet zu fühlen.

    Wichtig ist doch nur das Mutter und Kind wohlauf sind.
    Egal wie.

    Vielen dank für diesen Beitrag, man fühlt sich gleich viel weniger einsam mit diesen Gedanken.

    Liebe Grüsse

    Kristiin