Ein Au-pair muss her! – Teil 2: Vertrag

Hier geht es zu “Ein Au-pair muss her – Teil 1”

Ihr könnt Euch erinnern? Unsere Suche nach einem Au-pair, die für mich und Amerikanerin Ashley wegen der Bürokratie jäh ein schmerzliches Ende nahm?

Jetzt erst recht, dachte ich nach der ersten Enttäuschung und passte meine Kriterien auf dem Online-Profil an (keine Drittstaaten mehr, dafür mehr Skandinavien) und übte mich im positiven Denken:

Jetzt finden wir ein Au-pair!

Es ging auch nicht lange, da erhielten wir erste Bewerbungen. Zum Beispiel die von Sylwia aus Polen, einer ambitionierten Anwältin, die sich folgendermassen anpries:

I won’t let your child become a couch potato.

Oh. Spontan hatte ich daraufhin Bilder von Frau Farbissina aus “Austin Powers” im Kopf.

Der USP von Gaetano, 27, war eigentlich schon um einiges überzeugender:

Sono siciliano!

Und auch Pjetr (Sportstudent, ist gerne aktiv) hatte eine eigene Vorstellung davon, was es heisst, auf zwei Kleinkinder aufzupassen:

Playing soccer with my nephew is fun!

Nun gut. Eine Anwältin brauchen wir nicht, mit einem Vier- und einer Zweijährigen reicht bis anhin eine gute Hausratsversicherung. Bei Gaetano bräuchte ich schon zwei Monate, bis ich seinen Namen richtig aussprechen würde. Und Pjetr, nun Pjetr wäre wohl ziemlich auf die Welt gekommen, wenn er die Kinder nach der Fussballsession nicht wieder hätte zurückgeben können.

 

 

Abend für Abend scannte ich die Profile, verliess mich nicht auf die Vorschläge vom Suchportal. Und plötzlich war da:

Mickey Mouse!

Wer von sich ein Foto mit Minnie-Mouse-Ohren einstellt und darunter schreibt “Me and Mickey hanging out”, hat bei mir schon gewonnen.

Ich habe ja leider nie Online-Dating gemacht und kenne Tinder nur via Profil meiner Freundin, aber so muss es sich anfühlen, wenn da steht “it’s a match!” Und so ging es weiter: Liza spricht Englisch (für uns ein Must), ihre grösste Leidenschaft sei das Reisen (dingdingdingding!) und da ihr Freund in Zürich wohne, würde sie am liebsten auch gleich bei ihm übernachten.

DAS wäre die ultimative Win/Win-Situation, denn AWD kommt mit seinen Ansprüchen an Privatsphäre schon mit mir als Wohnpartnerin oft ans Limit…

Die richtigen Fragen stellen

Unser erstes Date hatten wir per Skype, Liza sass in Bangkok und wir in Zürich. Natürlich ist die Chemie am wichtigsten, trotzdem gibt es einige Fragen, die am besten ganz am Anfang geklärt werden sollten:

  • Ist Erfahrung mit kleinen Kindern vorhanden?
  • Worin liegt die Motivation, ein Au-pair sein zu wollen?
  • Was erwartet sie von der Gastfamilie, wieviel Anschluss möchte sie haben und wieviel Freiraum?
  • Weiss das Au-pair, WAS Au-pair-sein genau beinhaltet?
  • Ist das Au-pair frei verfügbar oder gibt es bereits Termine, die blockiert sind?
  • Ist es bereit, mit der Familie auch zu verreisen?
  • Ist es mit der Entlöhnung einverstanden?

Es hilft selbstverständlich, wenn man sich dieselben Fragen vorher als Familie stellt.

Der Au-pair-Vertrag

Unser Gespräch verlief gut, so gut, dass wir möglichst schnell Nägel mit Köpfen machen wollten. Personen aus EU/EFTA-Staaten brauchen grundsätzlich für die Einreise noch keinen Vertrag, aber für uns war es wichtig, dass beide Seiten ein Commitment abgeben würden und auch die Bedingungen klar sind.

In der Schweiz entsprechen Au-pair-Verträge den üblichen Arbeitsverträgen für Hausangestellte. Da sich diese Standardverträge von Kanton zu Kanton unterscheiden, fragt man am besten beim zuständigen kantonalen Arbeitsamt nach. Ich habe nach langem Suchen folgenden Mustervertrag in Deutsch/Englisch gefunden (für Euch als PDF zum Download): Au-pair-Vertrag Muster

Mustervertrag für Aupair deutsch englisch
Arbeitsvertrag für Au-pair

Die Lohnberechnung

Wichtig ist vor allem die Berechnung der Lohnsumme. Von den obligatorischen 600 – 800 CHF werden AHV/IV/EO zu gleichen Teilen abgezogen. Ebenso muss für Au-pairs aus dem Ausland die Quellensteuer (die das Au-pair ggf. bei Ausreise zurückfordern kann) abgezogen werden. Informationen hierzu erhält man beim Steu­er­amt der Wohnge­mein­de.

 

 

Dazu kommen Kosten für Sprachkurse und Versicherungen (obligatorische Krankenversicherung, Unfallversicherung), die ganz oder teilweise von der Gastfamilie übernommen werden müssen. Für Au-pairs gibt es spezielle Angebote für die Krankenversicherung.

Eine Kostenaufstellung pro Monat kann beispielsweise folgendermassen aussehen:

Wieviel kostet ein Au-Pair in der Schweiz?

Liza war einverstanden. Wir trafen sie auf einer kurzen Stippvisite in Zürich, die unseren ersten Eindruck nur bestätigte, und wir freuten uns beide auf die gemeinsame Zeit.

To-do’s vor Arbeitsantritt des Au-pairs

Vor Lizas Arbeitsantritt waren aber noch einige bürokratische Hürden zu nehmen. Da die Anstellung als Au-pair einem normalen Arbeitsverhältnis gleichgestellt ist, mussten wir für Liza einen Versicherungsausweis bei der Sozialversicherungsanstalt des Kantons beantragen und sie bei der kantonalen Steuerverwaltung anmelden. Ausserdem benötigte sie eine Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung. Die Erteilung einer solchen Bewilligung durch die Arbeitsmarktbehörde des Kantons kann eine Weile dauern, deshalb sollte man sich frühzeitig darum kümmern.

Seit Kurzem ist unser Au-pair nun bei uns, und bald haben wir den letzten bürokratischen Schritt – die Anmeldung bei der Ein­woh­ner­kon­trol­le der Ge­mein­de (die innerhalb von zwei Wochen nach der Einreise erfolgen muss) – auch noch geschafft.

Hier “Ein Au-pair muss her – Teil 1” lesen.

Autorin

Andrea Jansen www.anyworkingmom.com

Andrea Jansen ist die Gründerin und Chefin von Any Working Mom. Sie reist gerne durch das Leben und um die Welt, versucht, weniger zu micromanagen und mehr zu schlafen. Sie ist Unternehmerin, Stiftungsrätin, Journalistin und Mutter von drei Kindern. Seit mindestens drei Jahren will sie ihre Website updaten und kommt nicht dazu – bis dahin findet man sie auf Insta als jansenontour.

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4 Kommentare zu “Ein Au-pair muss her! – Teil 2: Vertrag

  • Hei Andrea, super gschriebe und super Thema. Wie heit Dir’s glöst mit öier Privatsphäre (pfuse, Arbeitszit, Wucheändi etc?) und wie nähmes d Ching mitem Au Pair?Würd mi überne Antwort fröie! Greets us dr Nächi vore WorkingMom

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    • Liebe Sue (sorry, berndeutsch bin ich mega langsam mit schreiben ): Also: Wie du vielleicht aus dem Text lesen konntest – Unser Au-Pair schläft nicht bei uns, sondern bei ihrem Partner. Das Wochenende verbringt sie meistens ebenfalls mit ihm. Sie arbeitet 30 Stunden für uns (das ist Vorgabe), die wir aber jede Woche wieder etwas neu definieren (bzw. 2 Tage sind fix, die anderen 10 Stunden teilen wir auf). Und unsere Kinder sind Fan. So richtig. Und ich auch – meine Flexibilität hat extrem profitiert und wir können auch als Paar wieder mehr Zeit miteinander verbringen. Kann’s also nur empfehlen.

        Antworten

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